Konstruktive Details an ägyptischen Tempeltüren und Portalen
Konstruktive Details an ägyptischen Tempeltüren und Portalen
Schenkt man den Durchgängen, Portalen und Türöffnungen in den ägyptischen Tempelanlagen mehr Beachtung als nur einen flüchtigen Blick aus den Augenwinkeln beim Hindurchgehen, so fallen zahlreiche technische Details an den Türpfeilern und Gewänden auf, die mit der Konstruktion der Türflügel bzw. Türblätter zusammenhängen. Dazu kommt noch, daß ägyptische Tempeltüren einige Eigenheiten aufweisen, die von der üblichen Bauweise späterer oder europäischer Portallösungen abweichen.
Allgemeines zur Konstruktion
Weitere Materialien zum Thema:
Allgemeines
Philae
Kom Ombo
Edfu
Karnak
tuer_arnold.JPG
Konstruktion der Aufhängung einer ägyptischen Tür und Rekonstruktion der Montagetechnik: das Türblatt mit den fix montierten Drehzapfen wird über die Rinne im Boden schräg eingefädelt. (Abb. aus Arnold, Lexikon der ägyptischen Baukunst, Düsseldorf 2000, S. 268).
Die Türblätter haben sich in der Regel nicht erhalten und Abbildungen von Türen, die Auskunft über technische Details geben könnten, sind äußerst selten. Bezüglich der Türkonstruktion schreibt etwa Arnold (Lexikon, 268f) in seinem Lexikon, daß die aus vertikalen und durch hölzerne Querbänder verbundenen Türblätter mit bronzenen Drehzapfen versehen waren.
Da die Türblätter erst in der letzten Dekorationsphase eingebaut wurden, bestand das technische Problem, wie die Türblätter trotz ihrer oben und unten herausragenden Drehzapfen in die bündig mit dem Überlager (Architrav) bzw. der Schwelle abschließenden Löcher der Drehlager eingesetzt werden können. Man bediente sich dabei sogenannter Einführungsrinnen im Boden, sodaß man das Türblatt schräg in die Drehlager einfädeln konnte.
Nach Arnold bestanden diese Drehlager bzw. Drehpfannen aus besonders hartem Gestein oder Metall und konnten rund, hufeisenförmig oder vierteilkreisförmig sein und - wie etwa in Karnak (1. Pylon) - bis zu 50 cm Durchmesser haben.
Die Türblätter waren nach Arnold teilweise mit Elektron, Gold und Silber beschlagen.
Eine Abbildung eines mit Metallauflagen (?) beschlagenen Portals hat das Mitglied 4u2 im Ägyptologie-Forum (ÄC) online gestellt. Es handet sich um das Bruchstück eines Reliefs im Freiland-Museum von Karnak. Siehe: Thread #49 im ÄC
S. auch Arnold (Lexikon, 268f): Im Djoser-Bezirk wurde eine doppelflügelige ,
3,20 m weite Tür in halbgeöffnetem Zustand in
Stein nachgebildet .
War die Tür einmal über die Rinne am Boden eingehängt, wurde diese mit Steinen verschlossen. Im Alten und Neuen Reich verlief die Einführungsrinne entlang der Portalgewände, im Mittleren Reich parallel zum Staffel. [? Anm.: das geht aber nur bei zweiflügeligen Türen, da man ein einflügeliges Türblatt im Türdurchlaß doch nicht schräg einführen kann!? Ist noch zu prüfen!]
Arnold: Bei einflügeligen Türen ist die Türlaibung auf der Seite der Drehpfanne wegen der Türstärke tiefer, nur bei zweiflügeligen Türen ist die Laibung auf beiden Seiten gleich tief. [? Anm.: gemeint ist wohl, daß innen der Türpfosten breiter ist. ?]
Ergänzung: Zum Problem der Montageweise: kurze und lange Einschubrinne? Hier wird mit drei Animationen versucht, das Problem des Einschiebens eines Türflügels näher zu untersuchen. Kritik am Vorschlag Arnolds.
Der Türverschluß erfolgte (nach Arnold, Lexikon, 269) durch hölzerne oder metallene (Bronze) Riegelbalken. Bei einflügeligen Türen befand sich der Balken in der Wand (!) und wurde zum Schließen herausgezogen - also ganz im Gegensatz zu einem nichtägyptischen Riegelsystem: bei diesem sitzt der Riegel entweder auf dem Türblatt, oder er befindet sich in einem tiefen Balkenkanal an der einen Laibungsseite und wird zum Schließen über die gesamte Breite der Türöffnung herausgezogen und in ein kurzes Balkenloch an der anderen Laibungsseite eingeschoben.
Bei zweiflügeligen ägyptischen Türen sitzt der Verschlußbalken an einem Türblatt (in Ösen oder Bügel) und wird in Ösen am anderen Türblatt eingeschoben. [Anm.: ähnliches gibt es bei späteren europäischen Bauten. Hier kann der Balken auch über Haken eingeführt werden. Wenn ich Arnold richtig verstehe, dann dürften bei zweiflügeligen ägyptischen Türen die Balkenlöcher in der Türlaibung fehlen ???]
Interessant sind bezüglich der Türen die Inschriften zur Baugeschichte des Horustempels von Edfu: der erste Bauabschnitt des Tempels war nach 25. Jahren, im 10. Regierungsjahr Ptolemäus IV. Philopator, fertiggestellt und erst im 16. Regierungsjahr die Haupttür und die Türflügel der Hallen. Im 30. Jahr seines Nachfolgers wurde der Bau "... mit dem Aufschreiben der Inschriften und dem Einschneiden mit ehernem Werkzeug, mit dem Ausschmücken seiner Mauern mit Gold und dem Auftragen der Farben, mit dem Fertigstellen seiner (hölzernen) Türblätter (?) und dem Überziehen seiner Türzapfen (?) mit vollkommenem Erz, mit dem Ausmeißeln des Steines für seine Türriegel mit ehernem Werkzeug und dem Beschlagen der Türflügel seiner Portale mit Gold, also mit dem Vollenden von Mesen (Tempel von Edfu) in vorzüglicher Arbeit ..." fortgesetzt. (Übersetzungs-Zitat nach Kurth, Treffpunkt der Götter, 70f.). Somit sind wesentliche Teile der Türkonstruktion - wie etwa die Löcher für die Verschlußbalken - erst nach Errichtung der Portalanlage ausgestemmt worden.
[Fortsetzung: Materialien und Beispiele: Philae]
D. Kurth, Treffpunkt der Götter, Inschriften aus dem Tempel des Horus von Edfu, Zürich - München 1994
Konstruktive Details an ägyptischen Tempeltüren und Portalen (Fortsetzung 1)
Materialien
Weitere Materialien zum Thema:
Allgemeines
Philae
Kom Ombo
Edfu
Karnak
Philae
P1242191.JPG P1242192.JPG P1242194.JPG
Philae, 1. Pylon: Portal vom Hof aus gesehen. Linkes Bild: Ansicht der rechteckigen Öffnung zur Aufnahme des oberen Zapfendrehlagers.
Mittleres Bild: Lage des Balkenlochs zur Aufnahme des Riegelbalkens an der rechten Türlaibung. Rechtes Bild: Detail des Riegelbalkenlochs.
Das eigentliche Balkenloch ist kleiner und wurde offensichtlich von einer (Metall?-) Platte gerahmt. Der Abstand zwischen Balkenloch und
Anschlagkante des Türpfostens gibt einen Hinweis auf die Stärke des Türblatts.
P1242211.JPG P1242214.JPG
Philae, Abfolge von Türen im Mammisi [? Identifikation prüfen]. Die Türen sind zweiflügelig, was aus den Rinnen im Boden und aus den Öffnungen für die Drehlager im Türsturz hervorgeht. Die Bohrungen für die Drehlager reichen bis in den Türsturz hinein, hatten aber zusätzliche rechteckige Ausnehmungen für "Drehsteine" (aus Holz; Stein oder Metall ???), die einerseits in den Sturz eingelegt, andererseits aber auch in die Türlaibung eingeschoben wurden. Wie am Vogelkot zu sehen ist, ist diese rechteckige Einschuböffnung ein begehrter Nistplatz für Vögel. In den Türlaibungen sind keine Löcher für Riegelbalken ausgestemmt - die Verschlußvorrichtung könnte aus einem Riegel, dessen Funktion sich auf die Türblätter (Türflügel) beschränkte, bestanden haben. Allerdings gibt es im Bodenbereich weitere Ausstemmungen, die möglicherweise mit einer senkrechten Sperrvorrichtung in Zusammenhang gebracht werden könnten:
P1242213.JPG P1242216.JPG
Blick auf die zugehörige Bodenplatte. Links und rechts der Türlaibung sind die sehr breiten Ausstemmungen für die Bodenrinnen zu erkennen. Ihre Länge entsricht der halben lichten Weite der Türöffnung und somit der Breite eines Türblatts. Im Gegensatz zur Grafik bei Arnold (Lexikon 268; siehe [Allgemeines zur Konstruktion]), sind die Rinnen nicht spitz auslaufend - also auf den Durchmesser des unteren Drehzapfens beschränkt - sondern rechteckig und gleich tief (Breite des Türflügels?). Nicht zur Konstruktion der Tür gehören die beiden schwalbenschwanzförmigen Ausnehmungen in der Mitte der geteilten Bodenplatte. Es sind Löcher für Schwalbenschwanzdübel (vgl. den älteren Beitrag in "Dübellöcher an ägyptischen Bauten - eine Auswahl"). Auffallend ist hingegen die einseitig mit einer "Nase" versehene runde Ausnehmung unmittelbar hinter der inneren Fluchtlinie der Türpfosten. Vom Innenraum aus gesehen (linkes Bild) befindet sie sich rechts der Portal-Mittelachse. Falls die Ausstemmung zu einem Verschlußmechanismus gehört, würde es sich um einen senkrechten Riegel am rechten Türblatt handeln, also dort, wo der Riegel von ein Rechtshänder (im Innenraum!) erwartet wird. Dabei stellt sich natürlich die Frage nach der Benützbarkeit (nur von innen verschließbar!).
Konstruktive Details an ägyptischen Tempeltüren und Portalen (Fortsetzung 2: Kom Ombo)
Notizen 2006: Jänner | Februar | März | April | Mai | Juni | Juli | August | September | Oktober | November | Dezember
Konstruktive Details an ägyptischen Tempeltüren und Portalen (Fortsetzung 2)
Materialien
Weitere Materialien zum Thema:
Allgemeines
Philae
Kom Ombo
Edfu
Karnak
Kom Ombo
P1252290.JPG P1252289.JPG
Einen relativ guten Einblick in die Konstruktion der Bodenrinne zeigt dieser Ausschnitt aus dem Ruinenfeld des Tempels von Kom Ombo. Es handelt sich um die Reste einer zweiflügeligen Toranlage. Die vom Betrachter aus linke Türlaibung fehlt, von der rechten sind nur zwei Quaderhöhen erhalten. Im Gegensatz zu den Bodenrinnen in Philae, wo die Rinnen gleich tief sind, nimmt die Tiefe der Rinne in Kom Ombo zum Türstaffel hin kontinuierlich zu. Eine Bohrung zur Aufnahme des Drehzapfens dürfte fehlen, befand sich also in einem heute nicht mehr erhaltenen Drehlager ("Drehstein"). Auffallend ist, daß die Bodenrinnen für beide (!) Türflügel die Länge der lichten Weite der Türöffnung haben. Es muß sich ursprünglich jedoch um zwei nur halb so breite Türflügel gehandelt haben, die noch dazu sehr schmal gewesen sind. Die Bauweise der Türanlage ist im Hinblick auf eine Rekonstruktion irgendwie schlecht vorstellbar.
P1252257.JPG P1252255.JPG P1252254.JPG
Die sehr hohen Portale der beiden Hauptachsen waren mit zweiflügeligen Türen ausgestattet. Das Bild ganz rechts gibt eine Vorstellung, wie man sich das bei Arnold (Lexikon) beschriebene Verschließen der Einführungsrinne mit Steinen denken könnte. Man erkennt hier, daß die kurze rechteckige Öffnung der Rinne unmittelbar hinter dem Türstaffel tiefer lag und dort, wo heute eine Schotterfüllung ist, ursprünglich der Lagerstein war.
P1252296.JPG P1252299-1.JPG P1252300.JPG
An einem kleineren Nebenportal wird deutlich, daß die technisch-konstruktiven Elemente - wie etwa das obere Drehlager für den Türzapfen - nur wenig Rücksicht auf die Dekoration nimmt und relativ "brutal" in die Reliefdarstellung einschneidet. Dennoch gehört diese Ausstemmungen wohl noch zum ursprünglichen Konzept und sind nicht erst in späterer Zeit sekundär angebracht worden. Bild Mitte: Detail der Ausnehmung für das obere Drehlager. Charakteristisch ist das Eingreifen des eingesetzten Lagerstücks in die Portallaibung - man wird sich hier ein winkelförmiges Metall-Lager vorstellen müssen. Rechtes Bild: die Portalrinne, jetzt mit Schotter verfüllt ist, im Verhältnis zum rekonstruierbaren Unterlager kurz - kürzer als die halbe lichte Weite des Portals.
Konstruktive Details an ägyptischen Tempeltüren und Portalen (Fortsetzung 3: Edfu und Karnak)
Notizen 2006: Jänner | Februar | März | April | Mai | Juni | Juli | August | September | Oktober | November | Dezember
Konstruktive Details an ägyptischen Tempeltüren und Portalen (Fortsetzung 3)
Materialien
Edfu, Horustempel
Weitere Materialien zum Thema:
Allgemeines
Philae
Kom Ombo
Edfu
Karnak
P1252391.JPG P1252392.JPG P1252396.JPG
Edfu, Horustempel, Kammern an der Westseite des Umgangs. Die Türkonstruktionen diesr monotonen Reihung von Kammern ist, wie die Ausstemmungen für die Oberlager belegen, zweiflügelig angelegt. Entgegen der Meinung Arnolds (Lexikon) sind die Türlaibungen hinter den Türflügeln reich mit Reliefdarstellungen überzogen. An der vom Betrachter aus rechten Seite ist ein Riegelbalkenloch eingestemmt (rechtes Bild) - ebenfalls eine Abweichung von der Regel. Bemerkenswert ist jedoch die Konstruktion der Einführungsrinnen für die Türblätter:
P1252394.JPG P1252395.JPG
Die Konstruktion ist bei mehreren Türen gleich. Die Rinnen verlaufen gegen den Staffel zu leicht schräg nach unten und sind auffallend lang - länger als die lichte Weite des Portals bzw. der Mauerstärke (= Türnische). Die vom Betrachter aus linke Rinne ist meist länger als die rechte. Am merkwürdigsten ist aber bei einigen Portalen die Konstruktion der rechten Rinne (gut im linken Bild erkennbar): sie reicht nicht bis an den Türstaffel heran! Der Normalfall bei einer zweiflügeligen Tür wäre aber, daß die runden Bohrungen der unteren Drehlager mit jenen der oberen korrespondieren. Bei den Türen in Edfu müßte ein Türblatt mit Zapfenlager eigentlich schief eingehängt sein, was nicht recht vorstellbar ist. Bei den beiden hier abgebildeten Türen ist - wie schon bei Philae gezeigt wurde - unmittelbar hinter dem Türstaffel und etwas aus der Mittelachse nach links verschoben in der Bodenplatte eine runde Öffnung (für eine vertikale Verriegelung?) ausgenommen. Die rechteckige Öffnung im rechten Bild gehört nicht zur ursprünglichen Türkonstruktion.
Karnak
P1262537-1.JPG P1262540.JPG P1262539.JPG
An der Ostseite des Sanktuars im Amuntempel befindet sich eine Portalöffnung, die sich von den bisherigen Beispielen in Edfu, Kom Ombo oder Philae unterscheidet. Die oberen Drehzapfenlager der doppelflügeligen Tür bestehen nur aus einer einfachen Bohrung, während das untere Drehzapfenlager nicht aus einer rechteckigen Rinne zu Aufnahme des Drehlagers besteht, sondern aus einer viertelkreisförmigen Ausnehmung.
Weitere Materialien zum Thema:
Allgemeines
Philae
Kom Ombo
Edfu
Karnak
Konstruktive Details an ägyptischen Tempeltüren und Portalen
Zum Problem der Montageweise: kurze oder lange Einschubrinne?
Dieser Beitrag ist ein Versuch, die Montageweise anhand von Animationen (ca. 180kByte) darzustellen. Längere Ladezeit!
Weitere Materialien zum Thema:
Allgemeines
Philae
Kom Ombo
Edfu
Karnak
Das Problem der Montage von Türflügel mit Drehzapfen - also ohne Scharniere - soll hier durch drei Animationen diskutiert werden. Arnold hat in seinem Lexikon einen Vorschlag in Form der folgenden Skizze geliefert:
tuer_arnold.JPGVergleicht man diese etwa mit dem Baubefund einer der Türen im Umgang um das Sanktuarium des Horustempels in Edfu, so ergeben sich gewisse Ungereimtheiten.
P1252391.JPG In Edfu ist es zwar eine zweiflügelige Tür, jedoch ist in der Bodenplatte eine annähernd der Zeichnung von Arnold vergleichbare lange Einschubrinne vorhanden. Theoretisch könnte man also - dem Vorschlag Arnolds folgend - eine einflügelige Tür schräg entlang der Türlaibung durch die Einschubrille einfädeln. Bei genauerer Betrachtung der Arnoldschen Zeichnung fällt aber auf, daß das Türblatt, wenn es einmal in Position ist, nicht bündig mit dem Türsturz abschließen kann. Man müßte entweder einen oben zu kurzen Türflügel wählen, oder die Einschubrinne um die Hälfte in den Raum verlängern. Letzteres dürfte in der real gebauten Architektur nicht vorkommen. Dazu eine kurze Animationssequenz, bei der versucht wird, ein oben schließendes Türblatt - in der Art wie es Arnold zeigt - einzufädeln:
einfluegelig.gifzweifluegelig.gifDas Problem wird erkennbar, wenn man anstelle einer einflügeligen Türkonstruktion durch eine zweiflügelige Konzeption ersetzt. Letzteres entspricht dem Befund in Edfu. Fädelt man so ein, wie es Arnold meint, wird die Einschubrinne umso länger, je breiter das Türblatt wird und je näher das Türblatt an den Sturz heranreicht.. Die Tiefe der Türnische spielt dabei eine Rolle.
Bei dem Beispiel in Edfu könnten also die schmalen Türflügel in dieser Art montiert worden sein. Eigentlich funktioniert das nur bei zweiflügeligen und relativ schmalen Türkonstruktionen.
Da die Länge der Einschubrinne bei dieser Montageart nur von der Breite des Türblatts abhängt und bereits bei so schmalen Türflügel wie in Edfu über die gesamte Tiefe der Türnische reicht, muß es zumindest bei einflügeligen Türen noch eine andere Lösung für das Einfädeln der Türblätter geben. Es gibt nämlich zahlreiche Einschubrinnen - auch bei einflügeligen Türkonstruktionen -, die sich kaum über die halbe Tiefe der Türnische erstrecken. Hier könnte man nach der oben gezeigten Montageweise nichteinmal einen sehr schmalen Türflügel einbauen.
P1252300.JPGkurze_rinne.gifBeispiel für eine kurze Einschubrinne bei einer einflügeligen Türanlage in Kom Ombo. Die Rinne ist mit Schotter sekundär aufgefüllt. Das Problem des Einfädelns läßt sich nur lösen, wenn man das Türblatt in Richtung einer geschlossenen Tür dreht und erst dann kippt und in die kurze Rinne einführt. Sitzt das Türblatt einmal senkrecht in den Drehzapfenlagern, kann sie problemlos geöffnet werden.
Hier wird klar, daß die halblangen Einschubrinnen die minimale mögliche Länge aufweisen. Damit kann man praktisch jedes beliebig breite Türblatt einhängen. Wieso es dann zu langen und kurzen Einschubrinnen kam, hängt wahrscheinlich von den örtlichen Baugepflogenheiten ab.
Unklar ist, wieso es auch viertelkreisförmige Ausnehmungen für Drehzapfenlager gibt, wie etwa bei unserem Beispiel von Karnak, oder wie die die Konstruktion bei Portalen ohne Rinnen ausgesehen hat.
(Stand 14. 3. 2006)
Siehe auch den Beitrag im Ägyptologie-Forum mit einem Beispiel von Nauakhte
Kommentare
Kommentar veröffentlichen