Materialien zur Frage sogenannter Dübellöcher an ägyptischen Tempelwänden
Materialien zur Frage sogenannter Dübellöcher an ägyptischen Tempelwänden
P1262499.JPGMaterialien zur Frage sogenannter Dübellöcher an ägyptischen Tempelwänden
Im "Ägyptologie Forum" wurde unter dem Thread "Bohrlöcher im Tempel von Medinet Habu" im Jänner die Frage nach der Funktion von runden, auffallend regelmäßig angeordneten Bohrlochserien gestellt, aus der sich eine interessante Diskussion entspann. Später wurde die Frage auf rahmende rechteckige Dübellöcher an der Rückseite des Ptah-Tempels in Karnak ausgedehnt. Dazu einige Beispiele aus eigener Beobachtung.
P1262534.JPG
Karnak: zwei Pfeiler unmittelbar hinter den beiden Wappenpfeilern Thutmosis' III.
am Eingang in das Barkensanktuars mit runden Dübellöchern.
P1262498.JPGP1262499-1.JPG
Karnak, linker Pfeiler, Vorderseite und Seitenflanke.
Der linke Pfeiler besteht aus dem vertikalen Block und einer Art Basisblock mit verschiedenen Ausstemmungen. Letzterer gehört möglicherweise nicht zum ursprünglichen Bestand. Der vertikale Block ist an der Vorder- und Rückseite reliefiert und zeigt zwei Doppelreihen von bleistiftstarken runden Dübellöchern (ca. 2 cm tief?). Die obere Doppelreihe ist schräg nach rechts angeordnet, die untere steht vertikal übereinander. Bemerkenswert ist, daß bei dieser Doppelreihe die oberen Bohrungen nicht senkrecht in den Block führen, sondern schräg nach unten, wie an der leicht ovalen Form am rechten Bild zu erkennen ist. Die beiden Doppelreihen setzen sich an der nicht reliefierten (?) Seitenfläche fort.
An der linken Kante der Vorderseite und am oberen Rand des Reliefs verläuft als Fortsetzung der Doppelreihe nur eine einfache Lochreihe herum. Die rechte Kante des vertikalen Blocks ist ohne Dübellöcher.
Der querliegende Basisblock hat ebenfalls eine Doppelreihe von senkrecht eingebohrten Dübellöchern, die jedoch wesentlich weiter auseinanderstehend angeordnet sind. An der Seitenfläche des Basisblocks und an der Rückseite fehlt die Lochreihe.
P1262536-1.JPGKarnak,linker Pfeiler, Seitenflanke und Rückseite.
Diese Aufnahme läßt erkennen, daß sich die untere zweifache Doppelreihe von Dübellöchern sich um den vertikalen Block fortsetzt. (Vierte Seite nicht befundet). Die Blockkante ist ausgestemmt. Im Gegensatz zur Vorderseite des Blocks fehlt jedoch an der Seiten- und Rückfläche die obere einfache Lochreihe, obwohl die Rückseite reliefiert ist, also analog zur Vorderseite ebenfalls eine obere rahmende Lochreihe erwarten ließe. Es bietet sich daher der Vrgleich mit dem rechten Pfeiler an.
P1262535.JPGP1262497.JPGKarnak, rechter Pfeiler Vorderseite und Seitenfläche ->
<- rechter Pfeiler, Seitenfläche und Rückseite
Der rechte Pfeiler weist insbesondere an der Rückseite einen anderen Steinschnitt auf, auch der Basisblock ist etwas anders aufgebaut bzw. restauratorisch ergänzt, weist jedoch eine zum linken Pfeiler symmetrische Ausstemmung auf. Der längliche senkrechte Block an der Rückseite (im linken Bild an der Schattengrenze) ist eine Relief-Spolie, die unten vereinzelt Dübellöcher aufweist. Der Pfeiler ist offensichtlich aus älteren Bauteilen zusammengesetzt (Wann? Restaurierung von Karnak oder alt?)
An der Vorderseite befindet wie am linken Pfeiler ein flaches, verwaschenes Relief. Die Anordnung der Dübellöcher weicht zwar von jener des linken Pfeilers ab, kann aber durchaus in seiner Struktur als dem anderen Pfeiler ähnlich bezeichnet werden. Charakteristisch für beide Pfeiler sind die Vermehrung der Lochreihen am unteren Rand und die einfache, das Relief an drei Seiten umrahmende Lochreihe. An der linken vorderen Kante fehlt wieder die senkrechte Lochreihe. Soweit der Befund nicht durch die Spolien und eingesetzten Blöcke gestört ist, scheinen sich die Dübellöcher analog zum linken Pfeiler ursprünglich wieder auf drei Seiten erstreckt zu haben.
Fazit: das Pfeilerpaar hatte grosso modo eine zum Durchgang symmetrische Anordnung von Dübelreihen, welche die Pfeilerreliefs umrahmten und als Befestigung für Zierteile (aus Metall?) dienten. Dabei dürfte es sich nicht um eine vollflächige Blechverkleidung gehandelt haben - etwa einem Paneel vergleichbar - da dadurch die Reliefs verdeckt worden wären, sondern um eine Art von Zierleisten oder -profilen. Bei anderen Beispielen (siehe den Thread im Ägyptologie-Forum) hat sich nur die untere Lochreihe in einfacher oder doppelter Form erhalten, was ebenfalls gegen eine Vollverkleidung und für Zierleisten spricht. Auffallend ist jedenfalls, daß sich diese Dübellöcher bei den genannten Beispielen stets in Durchgangsbereichen befinden.
Link: Forum der Ägyptologie Community
Wichtig ist jedoch die Feststellung, daß es sich stets um sehr kleine und runde Löcher handelt - im Gegensatz zu einer zweiten Art von Dübellöchern, die rechteckig und etwas größer dimensioniert um Wandreliefs angeordnet sind. Dieser Typus war ebenfalls Gegenstand der Diskussion im Ägyptologie-Forum (Karnak, Ptah-Tempel, Rückfassade). Ergänzende eigene Beobachtungen folgen auf einer weiteren Seite.
Fortsetzung:
Materialien zur Frage sogenannter Dübellöcher an ägyptischen Tempelwänden
Rechteckige Dübellöcher um Wandreliefs
7. 2. 2006
Notizen 2006: Jänner | Februar | März | April | Mai | Juni | Juli | August | September | Oktober | November | Dezember
P1242188.JPGMaterialien zur Frage sogenannter Dübellöcher an ägyptischen Tempelwänden (Fortsetzung: Edfu)
Rechteckige Dübellöcher um Wandreliefs
Beispiele aus Edfu
P1252363.JPG P1252363-1.JPG
P1252421corr.jpg Entzerrte Aufnahme
Über Serien von (runden) Bohrlöchern an Türpfosten etc.
Weitere Beispiele rechteckiger Dübellöcher in Philae
Weitere Beispiele rechteckiger Dübellöcher in Karnak
P1252418.JPG P1252418-1.JPG
P1252418corr.jpgEntzerrte Aufnahme
P1252367.JPG
16. 2. 2006
Notizen 2006: Jänner | Februar | März | April | Mai | Juni | Juli | August | September | Oktober | November | Dezember
P1262499.JPGMaterialien zur Frage sogenannter Dübellöcher an ägyptischen Tempelwänden
Im "Ägyptologie Forum" wurde unter dem Thread "Bohrlöcher im Tempel von Medinet Habu" im Jänner die Frage nach der Funktion von runden, auffallend regelmäßig angeordneten Bohrlochserien gestellt, aus der sich eine interessante Diskussion entspann. Später wurde die Frage auf rahmende rechteckige Dübellöcher an der Rückseite des Ptah-Tempels in Karnak ausgedehnt. Dazu einige Beispiele aus eigener Beobachtung.
P1262534.JPG
Karnak: zwei Pfeiler unmittelbar hinter den beiden Wappenpfeilern Thutmosis' III.
am Eingang in das Barkensanktuars mit runden Dübellöchern.
P1262498.JPGP1262499-1.JPG
Karnak, linker Pfeiler, Vorderseite und Seitenflanke.
Der linke Pfeiler besteht aus dem vertikalen Block und einer Art Basisblock mit verschiedenen Ausstemmungen. Letzterer gehört möglicherweise nicht zum ursprünglichen Bestand. Der vertikale Block ist an der Vorder- und Rückseite reliefiert und zeigt zwei Doppelreihen von bleistiftstarken runden Dübellöchern (ca. 2 cm tief?). Die obere Doppelreihe ist schräg nach rechts angeordnet, die untere steht vertikal übereinander. Bemerkenswert ist, daß bei dieser Doppelreihe die oberen Bohrungen nicht senkrecht in den Block führen, sondern schräg nach unten, wie an der leicht ovalen Form am rechten Bild zu erkennen ist. Die beiden Doppelreihen setzen sich an der nicht reliefierten (?) Seitenfläche fort.
An der linken Kante der Vorderseite und am oberen Rand des Reliefs verläuft als Fortsetzung der Doppelreihe nur eine einfache Lochreihe herum. Die rechte Kante des vertikalen Blocks ist ohne Dübellöcher.
Der querliegende Basisblock hat ebenfalls eine Doppelreihe von senkrecht eingebohrten Dübellöchern, die jedoch wesentlich weiter auseinanderstehend angeordnet sind. An der Seitenfläche des Basisblocks und an der Rückseite fehlt die Lochreihe.
P1262536-1.JPGKarnak,linker Pfeiler, Seitenflanke und Rückseite.
Diese Aufnahme läßt erkennen, daß sich die untere zweifache Doppelreihe von Dübellöchern sich um den vertikalen Block fortsetzt. (Vierte Seite nicht befundet). Die Blockkante ist ausgestemmt. Im Gegensatz zur Vorderseite des Blocks fehlt jedoch an der Seiten- und Rückfläche die obere einfache Lochreihe, obwohl die Rückseite reliefiert ist, also analog zur Vorderseite ebenfalls eine obere rahmende Lochreihe erwarten ließe. Es bietet sich daher der Vrgleich mit dem rechten Pfeiler an.
P1262535.JPGP1262497.JPGKarnak, rechter Pfeiler Vorderseite und Seitenfläche ->
<- rechter Pfeiler, Seitenfläche und Rückseite
Der rechte Pfeiler weist insbesondere an der Rückseite einen anderen Steinschnitt auf, auch der Basisblock ist etwas anders aufgebaut bzw. restauratorisch ergänzt, weist jedoch eine zum linken Pfeiler symmetrische Ausstemmung auf. Der längliche senkrechte Block an der Rückseite (im linken Bild an der Schattengrenze) ist eine Relief-Spolie, die unten vereinzelt Dübellöcher aufweist. Der Pfeiler ist offensichtlich aus älteren Bauteilen zusammengesetzt (Wann? Restaurierung von Karnak oder alt?)
An der Vorderseite befindet wie am linken Pfeiler ein flaches, verwaschenes Relief. Die Anordnung der Dübellöcher weicht zwar von jener des linken Pfeilers ab, kann aber durchaus in seiner Struktur als dem anderen Pfeiler ähnlich bezeichnet werden. Charakteristisch für beide Pfeiler sind die Vermehrung der Lochreihen am unteren Rand und die einfache, das Relief an drei Seiten umrahmende Lochreihe. An der linken vorderen Kante fehlt wieder die senkrechte Lochreihe. Soweit der Befund nicht durch die Spolien und eingesetzten Blöcke gestört ist, scheinen sich die Dübellöcher analog zum linken Pfeiler ursprünglich wieder auf drei Seiten erstreckt zu haben.
Fazit: das Pfeilerpaar hatte grosso modo eine zum Durchgang symmetrische Anordnung von Dübelreihen, welche die Pfeilerreliefs umrahmten und als Befestigung für Zierteile (aus Metall?) dienten. Dabei dürfte es sich nicht um eine vollflächige Blechverkleidung gehandelt haben - etwa einem Paneel vergleichbar - da dadurch die Reliefs verdeckt worden wären, sondern um eine Art von Zierleisten oder -profilen. Bei anderen Beispielen (siehe den Thread im Ägyptologie-Forum) hat sich nur die untere Lochreihe in einfacher oder doppelter Form erhalten, was ebenfalls gegen eine Vollverkleidung und für Zierleisten spricht. Auffallend ist jedenfalls, daß sich diese Dübellöcher bei den genannten Beispielen stets in Durchgangsbereichen befinden.
Link: Forum der Ägyptologie Community
Wichtig ist jedoch die Feststellung, daß es sich stets um sehr kleine und runde Löcher handelt - im Gegensatz zu einer zweiten Art von Dübellöchern, die rechteckig und etwas größer dimensioniert um Wandreliefs angeordnet sind. Dieser Typus war ebenfalls Gegenstand der Diskussion im Ägyptologie-Forum (Karnak, Ptah-Tempel, Rückfassade). Ergänzende eigene Beobachtungen folgen auf einer weiteren Seite.
Fortsetzung:
Materialien zur Frage sogenannter Dübellöcher an ägyptischen Tempelwänden
Rechteckige Dübellöcher um Wandreliefs
7. 2. 2006
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