Ägyptische Opferplatten im Kunstistorischen Museum
Opferplatten in der ägyptisch-orientalischen Sammlung des Kunsthistorischen Museums in Wien (Auswahl)
PA110351-2.JPGIn der ägyptisch-orientalischen Sammlung des Kunsthistorischen Museums in Wien befindet sich in eine kleine Bronzestatuette mit der Dartellung des Nilgottes Hapi. Die androgyne Sitzfigur mit Schurz, Frauenbrüsten, Göttererbart und stilisiertem Kopfschmuck aus Papyruspflanzen trägt auf ihrem Schoß eine quadratische Platte mit Außgußtülle. Es handelt sich dabei um eine sogenannte Opferplatte oder Opfertafel, von der die Sammlung mehrere Beispiele vom Ende der 6. Dynastie bis in die Römerzeit ausgestellt hat.
Zur Ausstattung der rechteckigen Opfertafel gehört ein großer Napfkuchen, der die Hieroglyphe hetep = "opfern" bedeutet, desgleichen häufig ein Libationsbecken zur Aufnahme von Flüssigkeiten und die Darstellung von Speiseopfern. Die Opferplatten dienten der Darbringung der täglichen Speiseopfers für den Verstorbenen im Grab.
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Die oben dargestellte Opfertafel aus Kalkstein ist die älteste der in der Schausammlung ausgestellten Opferplatten und stammt vom Ende der 6. Dynastie (um 2200 v. Chr.). Sie wurde während der Grabungen von H. Junker 1913/14 im Westfriedhof von Giza entdeckt.
Grundform der Opferplatte ist eine Matte, auf der ein Brot - das Schriftzeichen für "opfern" - gelegt wird. Vor dem Brot befindet sich ein kleines Becken, daß als Symbol für den Heiligen See gedeutet wird, jedenfalls aber zur Aufnahme flüssiger Trankopfer dient. Man nimmt an, daß es sich bei diesem Exemplar des Alten Reiches wegen der Verdreifachung des Grundmotivs um eine gemeinsame Opfertafel für drei Personen handelt.
Opfertafel des IntefAus der Zeit um 1900 v. Chr. (Mittleres Reich, 12. Dynastie) stammt die Opferplatte des Intef (Inv. Nr. ÄOS 98). Die Mitte der Tafel wird von der Hieroglyphe hetep in Form eines Napfkuchens eingenommen. Beidseits davon sind Gefäße, Brote und andere Speisen dargestellt. Der erhöhte Rand wird von einer zentralen Abflußrinne durchschnitten, welche von zwei Libationsbecken flankiert wird.
Der Rand trägt eine Opferformel für Osiris. Hier werden der Herold Intef, der Herold Month-aa, der Große der Dreißig des Südens Amen-em-hat, der Bürgermeister Nes-month und andere Angehörige genannt, woraus hervorgeht, daß die Opfertafel vermutlich für ein Familiengrab bestimmt war.
(Details auf der Webseite des Kunsthistorischen Museums)
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Bei dieser Kalkstein-Opferplatte aus ptolemäischer Zeit (Inv. Nr. ÄS 206?) werden ebenfalls drei Abteilungen zusammengefaßt, wobei die Abflußrinnen für die flüssigen Opfergaben jeweils in eine eigenes rechteckiges Becken geleitet werden. Alle drei Abteilungen zeigen das Relief eines aufgestellten Napfkuchens, zweier Rundbrote und eines Rinderschenkels. Hinzu kommen in zwei Abteilungen ein hohes Gefäß mit Ausgußtülle für die Wasserspende, während die dritte Abteilung in Ringständern zwei Bierkrüge mit kegelförmigen Verschluß zeigt.
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Aus römischer Zeit stammt die Opferplatte bzw. Opfertafel aus Kalkstein (Inv. Nr. ÄS 207). Eine Rinne mit Abfluß umgibt den Mittelteil der Platte, die dadurch zu einer Art Insel wird. Darauf sind im oberen Teil zwei Libationsgefäße angeordnet, zwischen denen sich ein ovales Becken befindet. Die vier in einer Reihe angeordneten kreisförmigen Gegenstände in der unteren Hälfte der "Insel" weden in der Objektbeschreibung als "Gefäße in Draufsicht" interpretiert. Die streifenförmige Texttur der Mittelplatte soll jene Matte darstellen, auf der vor der Anfertigung der Opfertafeln aus Stein die Gefäße und Opfergaben angeordnet wurden.
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Nilgott (Hapi),
Kunsthistorisches Museum Wien, ägyptisch-orientalische Sammlung, Inv. Nr. 333
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Lexikon des Ägyptologie-Forums:
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