ZUR MEHRSCHIFFIGKEIT DES SALZBURGER DOMES UNTER KONRAD III.
RUDOLF KOCH, ZUR MEHRSCHIFFIGKEIT DES SALZBURGER DOMES UNTER KONRAD III.
Anz. d. phil.-hist. Klasse der Österr. Akad. d. Wissenschaften, 126. Jg., 1989 (Wien 1990), S. 212 - 223.
In der letzten Ausgabe des offiziellen Führers durch das Grabungsmuseum unter dem Salzburger Dom <1> wurde erneut die These vertreten, der romanische Neubau Konrads III. wäre als dreischiffige basilikale Anlage zu rekonstruieren <2>. Diese Ansicht wird vor allem durch drei Argumente begründet: die Analyse der Domansichten seit dem Spätmittelalter, ein als Dommodell identifiziertes Heiligenattribut und die quellenkundlichen Interpretationen zum Domkloster von F. PAGITZ <3>. Gegen diese Rekonstruktion hat H. VETTERS in seinem Vortrag vor der Akademie der Wissenschaften begründete Einwände aus der Sicht der archäologischen Funde und Befunde erhoben, welche für die seit den Domgrabungen von 1956 bis 1967 festgestellte Fünfschiffigkeit des spätromanischen Domes sprechen <4>. Damit ist auch die für die kunstgeschichtliche Einordnung wichtige Frage nach der Mehrschiffigkeit der Anlage von 1181 zu stellen und sind die nicht-archäologischen Argumente zu prüfen. Dies umso mehr, als die von F. PAGITZ und F. MOOSLEITNER postulierte Rekonstruktion einer niedrigen Kapellenreihe anstelle des äußeren nördlichen Seitenschiffes und die Annahme des Domkreuzganges als flankierenden Bauteil des südlichen Seitenschiffes nie eingehend auf ihre kunsthistorische Relevanz untersucht wurde <5>.
Wie die allgemeine Entwicklung von Kapellenreihen an Kirchenbauten des Mittelalters zeigt, entstehen diese zunächst nur im Chorbereich <6>. Seit dem Frühmittelalter werden pastophorienartige Anbauten oder räumlich völlig abgeschlossene Grab- und Privatkapellen an den Hauptchor angebaut. Diese Typen treten auch an den beiden Vorgängerbauten des konradinischen Baus auf.
In einer zweiten Phase kommt es unter den geänderten Bedürfnissen der rasch anwachsenden Reliquienverehrung zur Errichtung jener Radialkapellen, welche mit der Neustrukturierung der gesamten Choranlage zum Umgangschor einhergehen. Frühestes Beispiel dafür ist der 997 begonnene Neubau von St. Martin in Tours. Der Typus, genetisch aus den spätkarolingischen Kryptensystemen entstanden, spielt vor allem bei den großen Pilgerkirchen eine wesentliche Rolle.
Noch im 10. Jahrhundert wird das Querschiff mit Apsiden versehen (z. B. Cluny II, 955ó981). Schließlich tauchen in Speyer II (1080ó1106) und Cluny III (1088ó1130) Kapellen an den Seitenflanken des Querhauses auf. Während Cluny III mit zwei Querhäusern und einem Umgangschor die formale Lösung von Kapellenreihen hypertrophiert, sind in Speyer II die Kapellen bzw. Apsiden des Querhauses aus der Mauermasse ausgehöhlt und auf die Unterzone beschränkt. In ihrer prinzipiellen Anordnung (nicht in der räumlichen Erscheinung) ähnelt die Ostpartie von Speyer II in gewissem Sinne dem Salzburger Dom, indem sie Querhaus, Presbyterium, Apside, Vierungsturm, und Krypta zu einer Einheit verbindet. Dazu kommt noch die in der Nordostecke des Querhauses angebaute Kapelle, deren apsidialer Schluß ebenfalls in die Mauermasse des Querschiffes eingetieft ist.
Im 12. Jahrhundert entwickeln die Zisterzienser eine weitere Gestaltungsmöglichkeit von Kapellenreihen am Kirchenbau. Die Verwirklichung des "Bernhardinischen Planes" in der Abteikirche von Fontenay (1139ó1147) zeigt eine östliche Kapellenreihe im Querhaus, welche durch Quertonnen gewölbt ist. Diese Quertonnen finden sich auch in den beiden Seitenschiffen, sodaß man darin "eine Kombination der Systeme von Seitenschiffen und Seitenkapellen" sehen könnte <7>. Der Vergleich der massiven Pfeiler- und Gurtbogenformen der Querhauskapellen mit jenen der Seitenschiffe mit ihren weiten Durchgängen drückt jedoch den Unterschied zwischen einer Kapelle und einem Passageraum deutlich aus. Außerdem haben die Seitenschiffe im liturgischen Gebrauch nicht die Funktion von Kapellen. Sie sind nicht primär für die Aufstellung von Altären konzipiert; das Prinzip des "Wegebaus" im Langhaus bleibt erhalten.
Erst zu Beginn des 13. Jahrhunderts wird an der Pariser Notre-Dame-Kirche eine durchgehende Reihe von Kapellen im Langhausbereich errichtet. Bezeichnenderweise liegen diese Kapellen außerhalb der ursprünglichen Seitenschiffswände als Einsatzkapellen zwischen den Strebepfeilern. Diese architektonische Struktur setzt den gotischen Ständerbau voraus, der am Salzburger Dom von 1181 nicht gegeben ist. Außerdem werden in Paris die Einsatzkapellen durch Strebepfeiler getrennt, also struktiven Elementen, welche nicht im Sinne romanischer Zungenmauern interpretiert werden können.
Will man den Salzburger Dombau von 1181 nicht als Prototyp der in Frankreich entwickelten mehrschifflgen Kirchenbauten mit flankierender Kapellenreihe im Langhausbereich ansehen, was nach der kurzen Übersicht zur Genese dieses Kapellentypus unwahrscheinlich sein dürfte, bleibt der Schluß, daß die Rekonstruktion einer dreischiffigen Variante mit nördlicher Kapellenreihe aus entwicklungsgeschichtlichen Gründen nicht haltbar ist. Die kunsthistorische Analyse geht mit der Interpretation des archäologischen Befundes konform. Selbst die Annahme archäologisch nur schwer faßbarer Trennwänden aus vergänglichem Material (Holz) steht im Widerspruch zu den aufgefundenen Wandvorlagen des nördlichen Seitenschiffes, welche schon zum Zeitpunkt der Planung auf durchgehende Jochreihen ausgelegt sind <8>. Diese Diskrepanz muß bereits den Protagonisten des dreischiffigen Konzepts aufgefallen sein und hat ihren Niederschlag in der unscharfen Terminologie "kapellenartiges Seitenschiff u. ä." gefunden. Charakteristischerweise fehlt in allen Rekonstruktionsplänen die Festlegung jener seitlichen Trennwände, welche für die korrekte Verwendung des architektonischen Begriffes "Kapelle" ausschlaggebend sind <9>.
War der konradinische Bau vierschiffig? Auch diese Hypothese wurde nach Auffindung des nördlichen Seitenschiffes in Erwägung gezogen <10>. Das äußere südliche Seitenschiff wäre demnach ó wie in der jüngsten Rekonstruktion ó vom Domkreuzgang eingenommen worden. Diese Variante findet bei neu geplanten ó "a fundamento" errichteten ó Domkirchen kaum eine bauliche Entsprechung. Wie die Analyse der ergrabenen Fundamentreste ergibt, wurde dem Domneubau eine einheitliche, zur Längsachse symmetrische Konzeption zugrunde gelegt, die so weit geht, daß der in den Langhausgrundriß einbezogenen älteren Kapelle beim nördlichen Querschiff ein südliches Pendent, vermutlich die Gregorskapelle, entspricht. Somit gehören zu den beiden nördlichen Seitenschiffen auch zwei südliche <11>. Der unter Konrad III. aufgeführte Kirchenbau kann aus kunsthistorischen und strukturellen Gründen nur mit einem fünfschiffigen Langhaus rekonstruiert werden.
Dieses Ergebnis steht zunächst mit der von F. PAGITZ umfassend angelegten quellenkundlichen Interpretation - einem der Hauptargumente der Vertreter der dreischiffigen Variante - in Widerspruch. Die wesentlichen Punkte seiner Forschungen beruhen - neben den Domansichten - auf der mehrfachen Nennung Çvon Kapellen und den Lageangaben der Altäre während des Domabbruches durch Eb. Wolf Dietrich bei Stainhauser <12>. F. PAGITZ untermauert seine Hypothese von der Dreischiffigkeit des Domes und die Existenz einer durchgehenden Kapellenreihe im Norden mit folgenden Argumenten:
Wäre der Bau Konrads III. eine fünfschiffige Basilika gewesen, müßten vier Abseiten urkundlich nachzuweisen sein <13>. Dieses Postulat ist aus methodischen Erwägungen nicht überzeugend <14>. Weiters hätte nach F. PAGITZ ein fünfschiffiger Dom fünf Chorschlüsse besessen <15>. Dem ist entgegenzuhalten, daß die Anzahl der Apsiden am Querhaus nicht von der Anzahl der Seitenschiffe abhängt.
Das wesentlichste Argument für die Lage des Kreuzganges anstelle des südlichsten Seitenschiffes ist nach F. PAGITZ die Beschreibung der Gregorskapelle bei STAINHAUSER, wenn er meint, daß "die Gregorskapelle... im Winkel in den Kreuzgang ausragte" und daraus folgert: "Ein Hinausragen in den Kreuzgang konnte aber nur möglich sein, wenn der Kreuzgang hier bei dieser Kapelle durch das Einmünden des nördlichen sowie des östlichen Teils ein Eck, einen ÇWinkelë, bilden konnte" <16>. Tatsächlich aber lautet die Textstelle bei STAINHAUSER: " ... S. Gregori Capellen, so in dem Winckhl gegen dem Creuzgang hinauß gelegen " <17>, was bedeutet, daß der "Winkel", das ist der östliche Abschluß des äußeren Seitenschiffes, und die Kapelle gegen den Kreuzgang hinaus gelegen sind <18>. Dies läßt sich auch aus der Beschreibung der Martinskapelle und des Ursula-Altares ableiten. Dieser lag "Gegen S. Martini uber, und zu nechst bey S. Gregory Capellen" <19>. Der Ursula-Altar stand daher zwischen der Martinskapelle, welche im Ostschluß des nördlichsten Seitenschiffes zu lokalisieren ist <20>. und der Gregorskapelle. Daß hier nur zwei Kapellen und ein Altar auf fünf Schiffe aufgeteilt wurden, erklärt sich aus den beiden freibleibenden Durchgängen von den inneren Seitenschiffen zu den Querhausarmen <21>.
Schließlich soll für F. PAGITZ "mit Hilfe Stainhauser der Beweis erbracht werden", daß der konradinische Dom keine fünfschiffige Basilika war <22>. Demnach wurde der Virgil-Altar am 18. Jänner 1599 durch Erzbischof Wolf Dietrich "von dem orth, da er gestanden, auf die ander abseiten gegen der creutzgangmaur übertragen". Nach F. PAGITZ muß man diese "andere Abseite" von der "ersten, dem nördlichen Seitenschiff, unterscheiden" <23>. Die Betonung der anderen Abseite und ihrer Lage an der Kreuzgangmauer erscheint jedoch nur dann sinnvoll, wenn es zwei Seitenschiffe im Süden des Langhauses gab, da der Virgilaltar nie im linken Seitenschiff stand, denn dort befand sich nach STAINHAUSER der Thomas-Altar <24>. Schon 1459 wird die Virgil-Abseite urkundlich erwähnt, eine Versetzung konnte daher nur in das südlichste Seitenschiff erfolgen <25>. Der als sehr breiter Einbau vorzustellende Altar und das an den südlichen Mittelschiffspfeilern zu lokalisierende Horologium bildeten eine Verengung, wohl für den Durchgang zum südlichen Querschiff, die mit der Versetzung beseitigt werden sollte <26>.
Die Interpretation der quellenkundlichen Belege reicht also keineswegs aus, um die Hypothese eines dreischiffig konzipierten Langhauses zu sichern. Dies gilt ebenso für den Nachweis einer durchgehenden niedrigen Kapellenreihe als nördliches Außenschiff. Zwar überliefert STAINHAUSER im Langhaus acht Kapellen. deren Lage teilweise im nördlichen Außenschiff zu rekonstruieren ist, doch unterscheidet er zwischen verschlossenen und "doch nit verschlossenen Capellen" <27>. Dies deutet darauf hin, daß bis auf die Martins- und die Gregors-Kapelle, welche als bauliches Faktum archäologisch nachweisbar sind, die übrigen Altäre in spätmittelalterlichem Usus lediglich durch Altarschranken räumlich abgegrenzt wurden <28>. Daß STAINHAUSER tatsächlich nur erst im Spätmittelalter errichtete Altäre beschreibt, geht aus den überlieferten Weihe- und Stiftungsdaten der Kapellen hervor <29>. Die seit der Studie von F. PAGITZ über das Domkloster in die Literatur eingeführte Gleichsetzung des quellenkundlichen Terminus "Kapelle" mit dem architektonischen Begriff "Kapellenreihe" beruht auf einer Verwechslung zwischen der formalen und der inhaltlichen Kategorie <30>.
Welche Schlüsse lassen sich aus der durch kunstgeschichtliche und quellenkundliche Überlegungen gewonnenen Einsicht, daß der Domneubau Konrads III. ein fünfschiffiges Langhaus hatte, ziehen? In keiner der überlieferten Nordansichten des Domes erscheint das Langhaus zweifach abgetreppt, wie dies bei einer fünfschiffigen basilikalen Anlage zu erwarten wäre <31>. Es fehlt aber auch die östliche Apside am Nordarm des Querhauses, welche sicher noch beim Abbruch vorhanden war <32>. Außerdem sind die Proportionen der einzelnen Bauteile (Westturmstellung und nördliche Langhauszubauten sowie Chorapsis) verzerrt. Wesentlich ist jedoch, daß selbst bei Annahme einer durchgehenden niedrigen Kapellenreihe - welche nach der jüngsten Rekonstrukttion als gesichert gilt - ein weiteres Pultdach im Anschluß an das Seitenschiff bildlich festgelegt sein müßte <33>.
Die Südansicht auf der Vianen-Zeichnung von 1602 <34> läßt ein auffallend breites Mittelschiff mit "Quermauern" <35>, welche mit den Strebepfeilern fluchten, ein sehr schmales abgesetztes Seitenschiff und den obersten Teil einer niedrigen Arkadenstellung, die sich im Westen fortsetzt, erkennen. Damit ist zweifelsfrei der Domkreuzgang gemeint. Nimmt man für die Vianen-Zeichnungen eine "photographische Genauigkeit" an <36>, so erscheint das Mittelschiff im Verhältnis zum Vierungsturm und zum Querhaus zu breit. Auf der zweiten Vianen-Zeichnung, der Westansicht, läuft das Mittelschiff ebenfalls in fast gleicher Breite an den Vierungsturm an und wird überdies noch durch zwei (Schild-?)Mauern dreigeteilt. Die Ostmauer fällt schräg (in Art einer Giebelmauer) beidseitig ab. Neben dem südlichen Westturm ragt ein hoher Gebäudeteil hervor, der im Osten ebenfalls eine Pultschräge aufweist. Damit kann nur ein Seitenschiff gemeint sein, da der Kreuzgang wesentlich niedriger war. Will man den Vianen-Zeichnungen nicht die topographische Relevanz absprechen, folgt daraus der Schluß, daß wegen der ungewöhnlichen Breite bzw. der Dreiteilung des Mittelteiles das Haupt- und die inneren Seitenschiffe als zusammengefaßte Einheit von den äußeren Seitenschiffen flankiert werden. Zu diesem Ergebnis kam schon H. VETTERS <37>, während die Version mit je zwei unter einem Pultdach vereinigten Seitenschiffen aufgrund der Vianen-Zeichnungen eher unwahrscheinlich ist, obwohl Vorstufen zu dieser Lösung aus kunstgeschichtlichen Erwägungen baulich durchaus möglich wären <38>.
F. MOOSLEITNER hat in seinen Bemerkungen zur Baugeschichte beide Möglichkeiten in Abrede gestellt: "Die drei zusammengezogenen Schiffe müßten breiter als die Türme sein" und "Die Breite der zwei zusammengezogenen Seitenschiffe würde annähernd jener des Mittelschiffes entsprechen. In den Vianen-Zeichnungen ist jedoch das südliche Seitenschiff nur etwa mit der halben Mittelschiffbreite wiedergegeben" <39>. Letzteres ist zweifellos falsch, da die Breite des südlichen Seitenschiffs im Mittelschiff auf der Südostansicht mindestens drei- wenn nicht viermal, auf der Westansicht fast dreimal aufgeht. Dieser Befund stützt die Hypothese eines dreigliedrigen Mittelteils, wie sie H. VETTERS annimmt. Unklarheiten in den Maßverhältnissen der Baufluchten bei den Längsmauern zwischen Westanlage und Vierungsturm hat schon PAGITZ bemerkt <40>. Angesichts dieser Diskrepanzen überfordert eine letztlich bis ins Detail gehende Festlegung aller Bauteile in ihren Proportionen, wie sie F. MOOSLEITNER vertritt, offensichtlich die Aussagekraft der als weitläufige Stadtansichten konzipierten Vianen-Zeichnungen. Beachtet man die Disposition der "Mittelschiffszone", so ist eine Rekonstruktion als dreischiffige Anlage nicht haltbar.
Aus dieser strukturellen Sicht wird auch die Darstellung des Kirchenmodells erklärbar <41>. Zunächst ist festzuhalten, daß hier der spätromanische Dom in einer gotischen Umsetzung modelliert wurde, wie die dünngliedrigen, stark die Vertikale betonenden West- und Querhaustürme und die überhöhte Dachlandschaft belegen. Die Querhaustürme und die Sockelzone der Chorapside sind überdies in die gotische Polygonalform übersetzt. Lediglich die halbrund geschlossenen Fenster und das tabernakelähnliche Treppentürmchen am Chorquadrat verraten den altertümlichen Charakter der "spätgotischen fünschiffigen Basilika". Das Modell gibt dennoch alle typischen Merkmale des Domes wieder, wie sie für den Betrachter im Mittelalter als eindeutige Identifizierungsmöglichkeit mit einem bestimmten Kirchenbau wesentlich sind. Annexe wie Kapellen <42> oder Teile des Klosters fehlen und werden auch anderswo auf topographisch relevanten Heiligenattributen nicht dargestellt. Der niedrige Längstrakt zwischen Westanlage und Querhaus mit einem Vorhallenportal steht daher pars pro toto für das vom Kreuzgang freigestellte äußere Seitenschiff. Daß es dem Künstler nur um die Struktur und nicht um die genaue Abbildung der baulichen Situation ging, zeigt die Tatsache, daß der Kreuzgang mit seinen offenen Arkaden dargestellt sein müßte.
Nach obigen Ausführungen war das Langhaus des Domneubaus unter Konrad III. weder dreischiffig mit nördlicher Kapellenreihe, noch eine vierschiffige Anlage mit südlichem Kreuzgang. Die Rekonstruktion, wie sie im jüngsten Führer durch das Domgrabungsmuseum in Grundriß und Querschnitt vorgestellt wird, ist aus kunsthistorischen und quellenkundlichen Erwägungen nicht haltbar. Dies gilt auch für die Interpretation aus Sicht der Bildquellen, deren topographischer Wert keineswegs mit "photographischer Genauigkeit" gleichzusetzen ist. Der Dom - in seinem Typus bis zum Abbruch unter Erzbischof Wolf Dietrich nur unwesentlich verändert - war eine fünfschiffige Basilika, wie schon H. VETTERS aufgrund der archäologischen Befunde feststellte.
Die Aufrißgestaltung des fünfschiffigen Domes ist vom Grundriß gesehen nicht zu klären, die bisher bekannten Außenansichten erweisen sich in ihrem Quellenwert als problematisch, doch dürfte eine Zusammenfassung der inneren drei Schiffe wahrscheinlich sein. Bezüglich der Querhauszone ist die Rekonstruktion F. MOOSLEITNERS neu zu überdenken, da auf allen Ansichten und am Dommodell das Vierungsoktogon von Verdachungen begleitet wird, welche von den am Außenbau sichtbaren Mauern der vom Vierungsquadrat zum oktogonalen Tambur überleitenden Trompen stammen. Außerdem laufen die Querhaustürme, eigentlich Chortürme über den Flankenapsiden, in Achse auf die rekonstruierten Querhausfenster an, wodurch die anzunehmenden Querbögen in der Wölbezone statisch mit den Fensterdurchbrüchen in Konflikt geraten.
Die mit diesen Problemen zusammenhängenden Fragen nach der Stellung des Salzburger Domes Konrads III. im mittelalterlichen Kirchenbau hat zuletzt F. FUHRMANN behandelt, indem er auf die Verwandtschaft der Salzburger Chorlösung mit der des Domes von Parma und auf Bezüge zu den Emporenbasiliken von San Ambrogio in Mailand, der Dome von Modena und Parma und der St. -Nikolaus-Kirche in Reichenhall hinwies. Die Eigentümlichkeit der Chor- und Querhausbildung, welche an einen latenten Trikonchos denken läßt, die komplizierte Raumform, die aus den verschieden hohen Bodenniveaus (bedingt durch die Krypta) resultiert, die relative räumliche Trennung von Langhaus und Chorbereich und die am Außenbau zum Tragen kommende Vieltürmigkeit lassen sich jedoch aus diesen Vorbildern nicht ableiten. Weiters ist die auffallend konservative Haltung gegenüber den Vorgängerbauten (Westtürme, Nordkapelle und die Grundrißdisposition der ehemaligen Chor- und Außenkrypta) festzuhalten, welche nicht unwesentlichen Einfluß auf den konradinischen Neubau gehabt haben dürfte. Dieser Problemkreis soll an anderer Stelle erörtert werden.
Abbildungsteil
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Nachtrag Nov. 2003: Im Historischen Atlas der Stadt Salzburg, Salzburg 1999 (bereits vergriffen!) erschien unter der Adresse:
http://www.stadt-salzburg.at/historischeratlas/dom.htm
ein weiterer "dreischiffiger" Rekonstruktionsvorschlag mit Ansicht, Grundriß und Querschnitt von Guido Friedl.
Anmerkungen:
<1> W. K. KOVACSOVICS und F. MOOSLEITNER, Führer durch die Domgrabungen in Salzburg (Schriftenreihe des Salzburger Museums Carolino Augusteum Nr. 8), Salzburg 1987, insbesondere S. 16 ff. und Abb. 8 und 9. Für die den spätromanischen Dom betreffenden Ausführungen zeichnet F. MOOSLEITNER verantwortlich.
<2> Dreischiffig, allerdings noch ohne Kenntnis des nördlichen Seitenschiffes und der tatsächlichen Lage rekonstruierte schon A. SCHNERICH, Neue Beiträge zur Baugeschichte im Sprengel der Salzburger Metropole III. ó VI., in: MZK NF XVII, 1891, S. 43 ff. S. 109 ff. S. 169 ff. und S. 211 ff. mit Rissen Taf. I und II.
<3> F. PAGITZ, Quellenkundliches zu den mittelalterlichen Domen und zum Domkloster in Salzburg, in: MGSLk 108, 1968, S. 21 ff.
<4> Vortrag vom 28. 6. 1989. Die Fünfschiffigkeit konnte 1958 archäologisch abgesichert werden. Vgl. H. VETTERS, Dritter Bericht über die Grabungen im Salzburger Dom. in: MGSLk 99, 1959, S. 221 ff.
<5> Vgl. auch F. PAGITZ, Versuch einer Rekonstruktion des Konrad-III.-Domes, in: 1200 Jahre Dom zu Salzburg 774ó1974. Festschrift zum 1200jäjhrigen Jubiläum des Domes zu Salzburg, Salzburg 1974, S. 83 ff. und F. MO0SLEITNER, Bemerkungen zur Baugeschichte der mittelalterlichen Dome zu Salzburg, in: Von Österreichischer Kunst, Festschrift für Franz Fuhrmann, Salzburg 1982, S. 9 ff., DERS., Neue Ergebnisse zu den Salzburger Domgrabungen, in: Virgil von Salzburg, Missionar und Gelehrter, Beiträge des Internationalen Symposiums vorn 21.ó24. Sept. 1984 in der Salzburger Residenz; hsg. v. H. Dopsch und R. Juffinger S. 317 ff. Zur Kunstgeschichte: F. FUHRMANN, Die romanischen Dome zu Salzburg auf Grund der bisherigen Grabungsergebnisse, in: Der Dom zu Salzburg, Symbol und Wirklichkeit, Salzburg 1959, S. 86 ff.; DERS., Theorie zur Rekonstruktion der mittelalterlichen Dome zu Salzburg, in: Salzburg, Stimmen, Zeiten, Kräfte 1956ó1960, S. 1 ff.; DERS., Der romanische Dom in Salzburg und seine Stellung im Kirchenbau des Abendlandes, in: Bericht über den 6. Österreichischen Historikertag in Salzburg 1960 (Veröffentlichungen des Verbandes österreichischer Geschichtsvereine 14), Wien 1961, S. 10 ff.
<6> Die freistehenden Kapellen und jene unter dem Begriff "Westkapellen" zu subsummierenden Einbauten können für diese Fragestellung ausgeklammert werden.
<7> Vgl. R. WAGNER-RIEGER, Architektur, in: H. FILLITZ, Das Mittelalter 1 (Propyläen Kunstgeschichte Bd. 5), Berlin 1969, S. 198, Kat. Nr. 180.
<8> Vgl. H. VETTERS, Die mittelalterlichen Dome Salzburgs, in: Virgil von Salzburg, wie Anm. 5, S. 291.
<9> Auf dieses letztlich terminologische Problem hat schon H. VETTERS hingewiesen: " ... Kapellen, die den Charakter eines Schiffes besitzen, sind eben keine Kapellen" (H. VETTERS, in: Virgil von Salzburg, wie Anm. 5, S. 291).
<10> Vgl. dazu F. FUHRMANN, Stellung im Kirchenbau, wie Anm. 5, S. 17 f., seine Anm. 17. H. VETTERS hat diese Meinung nicht unbedingt ausgeschlossen, verblieb aber im folgenden konsequent bei der Fünfschiffigkeit (H. VETTERS, Die mittelalterlichen Dome in Salzburg, in: Frühmittelalterliche Studien, Bd. 5, 1971, Jahrbuch des Instituts für Frühmittelalterforschung der Univ. Münster, S. 434 f.
<11> Vgl. dazu F. FUHRMANN, Stellung im Kirchenbau, wie Anm. 5, S. 16, seine Anm. 8.
<12> Zur Widersprüchlichkeit der Lageangaben bei STAINHAUSER bezüglich der Gräber und Altäre im kritischen Bereich vor dem Querhaus vgl. W. HAUTHALER, J. Steinhauserës Beschreibung des Domes zu Salzburg vom Jahre 1602 (= J. STAINHAUSER, Beschreibung), in: MGSLk 31. 1891, S. 367, Anm. 2. STAINHAUSER hat die in älteren Quellen genannten Lokalisierungen der Bischofsgräber mit seinen eigenen Beobachtungen während des Domabbruchs vermischt. Die durch mehrere Umbettungen von Bestattungen verunklärten Bezüge zu den Altären verhindern dadurch eine umfangreichere Rekonstruktion der Altarstellungen.
<13> F. PAGITZ, Quellenkundliches, wie Anm. 3, S. 111. F. PAGITZ setzt damit die erst zu beweisende Anlage des Kreuzganges als südlichstes Seitenschiff voraus. Sein Argument, daß schon SCHNERICH nur drei Seitenschiffe kannte, ist durch die Grabungsergebnisse bedeutungslos geworden (vgl. A. SCHNERICH, Beiträge, S. 111). Außerdem greift A. SCHNERICH auf die gleichen Quellen wie F. PAGITZ zurück. Auch F. FUHRMANN, Stellung im Kirchenbau, wie Anm. 5, S. 16, seine Anm. 8, verweist auf das Fehlen urkundlicher Hinweise zu Fünfschiffigkeit.
<14> STAINHAUSER, auf dessen Dombeschreibungen sich A. SCHNERICH und F. PAGITZ beziehen, wendet den Terminus "Abseite" nicht nur im kunsthistorischen Sinne auf Seitenschiffe an, sondern auch auf den nördlichen Querhausarm und ganz allgemein für seitlich gelegene Räume. So blieben die Domherren bei der Wahl Michaels von Kühnburg zum Erzbischof "in der abseiten in iren stielen" stehen (Zitat nach F. PAGITZ, Quellenkundliches wie Anm. 3, S. 66).
<15> F. PAGITZ, Quellenkundliches, S. 113.
<16> F. PAGITZ, Quellenkundliches, S. 38 und Anm. 79.
<17> J. STAINHAUSER, Beschreibung, wie Anm. 12, S. 380. F. MOOSLEITNER, Führer, wie Anm. 1, S. 16 zitiert ohne Quellenangabe "in angulo ambitus". Diese irreführende Formulierung taucht in den Urkunden zum Salzburger Dom überhaupt nicht auf und geht auf F. PAGITZ, Die mittelalterlichen Dome in historischer Sicht, in: 1200 Jahre Dom, wie Anm. 5, S. 55, zurück: "Kapellen, gelegen in angulo ambitus, waren keine Seltenheit, so kann eine solche Bezeichnung auch für Kremsmünster (!) erbracht werden".
<18> STAINHAUSER verwendet "gegen" als Richtungsangabe und nicht als Ortsangabe. Das Zitat lautet nicht ..S. Gregori Capellen, gegen den Winckhl im Creuzgang hinauß gelegen".
<19> J. STAINHAUSER, Beschreibung, S. 379.
<20> Die Apside der Martinskapelle wurde beim Bau des nördlichen Querschiffarmes vom Vorgängerbau übernommen. Vgl. dazu den archäologischen Befund bei H. VETTERS und die Lokalisierung bei F. PAGITZ, Quellenkundliches, wie Anm. 3, S. 114.
<21> Vgl. F. PAGITZ, Quellenkundliches, S. 114: Der Martinsaltar stand an der Evangelienseite, ihm gegenüber der Ursula-Altar und "an diesem schloß sich die Gregorikapelle an". Im Widerspruch dazu meint er an anderer Stelle: "Man konnte den Kreuzgang durch ein an der Südseite des Domes gelegenes Portal von der Kirche aus betreten: in dessen Nähe stand der Ursula-Altar" (ebenda, S. 46). Der Altar stünde demnach bei einer dreischiffigen Anlage im südlichen Seitenschiff nahe dem Querhausdurchgang.
<22> F. PAGITZ Quellenkundliches S. 111 f. Die entsprechenden Zitate zum Virgil-altar lauten: "Man hat auch den obgemelten Althar, so gleichsamb etwa im Wög gestanden war, auf dieselbe Seiten im Thuemb wider versetzt, darein man diß Heiltumb thuen wellen. Aber eh solcher Althar gar aufgericht und verfertigt worden ist, wurde der Thuernb mit sambt allen Althärn abgebrochen". Nach Handschrift B 69: "so gleichsamb ausserhalb der Abseiten mitten im Wög gestanden bei der klainen Uhr, mit dem Durchgang am Verengung gemacht. . etwas zuruck in die Abseiten gegen den Creüzgang versetzt - . .Ç (W. HAUTHALER, Das Leben. Regierung und Wandel des Hochwürdigisten in Gott Fürsten und Herrn Herrn Wolff Dietrichen, gewesten Erzbischoven zu Salzburg etc. etc., V. JOHANN STAINHAUSER, in: MGSLk 13, 1873, S. 61 und Anm. 5). Nach STAINHAUSER, Miscellanea Salczburgensia, Hs. R 34 fol. 299ó209ë HHStA. Wien: "Den erstbemelten s. Virgilii althar hat man von dem orth, da er gestanden, auf die ander abseiten der creützgang mauer werts versetzt" (zit. nach F. PAGITZ, Quellenkundliches, S. 112, Anm. 483).
<23> F. PAGITZ, Quellenkundliches, S. 112.
<24> Die diesbezüglichen Stellen sind eindeutig: Der Virgilaltar lag "Gleich gegen S. Thomae über bey dem Horologio ...". - . .". Das Grab Erzbischof Eberhards von Truchseß lag ,,... zunegst bei dieser S. Virgily Begräbnuß under dem Horologio oder der Uhr ..." (J. STAINHAUSER, Beschreibung, S. 383). "... zwischen S. Virgily und S. Thomae Althar ..." waren zwei "Piramides von Gibssen Bildern" aufgestellt. (Ebenda, S. 384.)
<25> Urkunde vom 13. Juli 1459: "in sand Virgilien abseiten" (zit. nach PAGITZ, Domkloster, S. 132, Anm. 3). Die Virgil-Abseite ist die innere südliche Abseite. Daß nach der Versetzung des Altares in die äußere Abseite die Bezeichnung "Virgil-Abseite" nicht mit übertragen wurde, erklärt sich aus dem unmittelbar anschließenden Abbruch aller Altäre (siehe Anm. 22).
<26> Siehe Anm. 22 und 24. Daß der Virgil-Altar ursprünglich weitgehend innerhalb der gleichnamigen Abseite stand, geht aus der Nennung des Erentrudis-Altares hervor, welcher vor dem Virgil-Altar stand. (Vgl. F. PAGITZ, Quellenkundliches, S. 133, Anm. 6.)
<27> Annenkapelle, Liebfrauenkapelle, Martinskapelle, Gregorskapelle, Erentrudiskapelle. Koloman- und Sebastian-Kapelle, Hieronymus- und Elisabeth-Kapelle (J. STAINHAUSER, Beschreibung S. 375, 376, 379, 880, 381, 384 und 386). Der Dreifaltigkeitsaltar stand "zunegst bey S. Colomani und Sebastiani Capellen, auch in einer doch nit verschlossenen Capellen ..." ..." (J. STAINHAUSER, Beschreibung S. 388). Die Kolomans- und Sebastian-Kapelle war demnach vom gleichen Typus Die Martinskapelle war mit einem "Gätter" verschlossen, die Gregorskapelle wurde durch ein "gar langes rottes Gätter" unterteilt.
<28> Vgl. die Beschreibung von W. KEPLINGER, wonach dieser Dom ,, ... auf den Seiten etliche versperte Capelen ..." gehabt hätte (W. KEPLINGER, Eine unveröffentlichte Chronik über die Regierung Eb. Wolf Dietrichs, in: MGSLk 95, 1955. S. 77).
<29> Die Erentrudiskapelle wurde 1323, die Koloman- und Sebastian-Kapelle 1454 und der Dreifaltigkeitsaltar 1352 gestiftet, hingegen stammen die beiden "verschlossenen" Kapellen im nördlichen und südlichen Langhausschluß aus der Zeit des romanischen Neubaus: STAINHAUSER nimmt an, daß der Gregorius-Altar auch dem hl. Hartwick dediziert war, welchen Bischof Rudighero von Chiemsee 1218 weihte (J. STAINHAUSER, Beschreibung, S. 380). Vgl. dazu die Quellenkritik bei F. PAGITZ, Quellenkundliches, S. 105 und seine Anm. 445. Die Apside der Martinskapelle wurde vom älteren Hartwigbau übernommen (vgl. H. VETTERS, Vierter und fünfter Bericht über die Grabungen im Salzburger Dom, in: MGSLk 108, 1968, S. 14).
<30> Zur Mehrschichtigkeit des Begriffes Kapelle vgl. R. WAGNER-RIEGER, Gotische Kapellen in Niederösterreich, in: Festschrift K. M. Swoboda, Wien 1959, S. 276 f.
<31> Ansichten von 1553 (F. MOOSLEITNER, Führer, Abb. 5).
<32> Die südliche wurde abgebrochen und durch eine Kapelle ersetzt.
<33> Die Nordansicht von 1553 zeigt anstelle eines Pultdaches nur eine Linie. F. PAGITZ, Rekonstruktion, wie Anm. 5, S. 86, meint dazu wenig überzeugend: "Die Fehlerquelle wird sich wohl mit der Tatsache erklären lassen, daß die Keutschachsakristei (der gotische Anbau vor dem nördlichsten Seitenschiff), die vielleicht in älteren Ansichten, die dem Künstler als Vorlage dienten, fehlte und daß sie als Nachtrag bzw. Ergänzung eingezeichnet worden war".
<34> Abbildung in F. MOOSLEITNER, Führer, wie Anm. 1, Abb. 14.
<35> Nach H. VETTERS, Die mittelalterlichen Dome in archäologischer Sicht, in: 1200 Jahre Dom zu Salzburg, wie Anm. 5, S. 76, sind darin die noch auflagernden Dach-Träme zu sehen.
<36> F. MOOSLEITNER, Neue Ergebnisse, wie Anm. 5, S. 322.
<37> H. VETTERS, Die mittelalterlichen Dome in Salzburg, in: Beiträge zur Kunstgeschichte und Archäologie des Mittelalters (Akten zum VII. Inter nationalen Kongreß für Frühmittelalterforschung). Wien 1961, S. 229; DERS., wie Anm. 35, S. 76.
<38> Zur Diskussion dieses Problems vgl. F. FUHRMANN, Theorie wie Anm. 5, S. 77 und Anm. 8 und 9. R. WAGNER-RIEGER rechnet mit gleich hohen äußeren und inneren Seitenschiffen "... . . . in Form zweischiffiger Hallen". Dieser sonst "ungebräuchliche Typus" kam "in den letzten Jahrzehnten in Oberitalien und kurz darnach in Westfalen" auf (R. WAGNER-RIEGER, Architektur. in: Ausstellungskatalog "Gotik in Österreich", ". Krems a. D. 1967, S. 360 f.).
<39> F. MOOSLEITNER, Bemerkungen, wie Anm. 5, S. 13 und seine Anm. 22.
<40> F. PAGITZ, Quellenkundliches, S. 102.
<41> Attribut einer Virgil-Statue im Salzburger Museum Carolino Augusteum. Siehe F. MOOSLEITNER, Führer, Abb. 7.
<42> Auch hier fehlt bezeichnenderweise die Angabe der südlichen Querhausapside. Sie bestand noch 1508, wie aus der Beschreibung der Grablege Erzbischof Christoph Mädels hervorgeht, der "in abside beate virginis circa criptam" bestattet wurde (Chronik von Serlinger, Stiftsarchiv St. Peter, H8 b XIII 30 pag 116. Zit. nach F. PAGITZ, Quellenkundliches, S. 114, Anm. 496).
Anz. d. phil.-hist. Klasse der Österr. Akad. d. Wissenschaften, 126. Jg., 1989 (Wien 1990), S. 212 - 223.
In der letzten Ausgabe des offiziellen Führers durch das Grabungsmuseum unter dem Salzburger Dom <1> wurde erneut die These vertreten, der romanische Neubau Konrads III. wäre als dreischiffige basilikale Anlage zu rekonstruieren <2>. Diese Ansicht wird vor allem durch drei Argumente begründet: die Analyse der Domansichten seit dem Spätmittelalter, ein als Dommodell identifiziertes Heiligenattribut und die quellenkundlichen Interpretationen zum Domkloster von F. PAGITZ <3>. Gegen diese Rekonstruktion hat H. VETTERS in seinem Vortrag vor der Akademie der Wissenschaften begründete Einwände aus der Sicht der archäologischen Funde und Befunde erhoben, welche für die seit den Domgrabungen von 1956 bis 1967 festgestellte Fünfschiffigkeit des spätromanischen Domes sprechen <4>. Damit ist auch die für die kunstgeschichtliche Einordnung wichtige Frage nach der Mehrschiffigkeit der Anlage von 1181 zu stellen und sind die nicht-archäologischen Argumente zu prüfen. Dies umso mehr, als die von F. PAGITZ und F. MOOSLEITNER postulierte Rekonstruktion einer niedrigen Kapellenreihe anstelle des äußeren nördlichen Seitenschiffes und die Annahme des Domkreuzganges als flankierenden Bauteil des südlichen Seitenschiffes nie eingehend auf ihre kunsthistorische Relevanz untersucht wurde <5>.
Wie die allgemeine Entwicklung von Kapellenreihen an Kirchenbauten des Mittelalters zeigt, entstehen diese zunächst nur im Chorbereich <6>. Seit dem Frühmittelalter werden pastophorienartige Anbauten oder räumlich völlig abgeschlossene Grab- und Privatkapellen an den Hauptchor angebaut. Diese Typen treten auch an den beiden Vorgängerbauten des konradinischen Baus auf.
In einer zweiten Phase kommt es unter den geänderten Bedürfnissen der rasch anwachsenden Reliquienverehrung zur Errichtung jener Radialkapellen, welche mit der Neustrukturierung der gesamten Choranlage zum Umgangschor einhergehen. Frühestes Beispiel dafür ist der 997 begonnene Neubau von St. Martin in Tours. Der Typus, genetisch aus den spätkarolingischen Kryptensystemen entstanden, spielt vor allem bei den großen Pilgerkirchen eine wesentliche Rolle.
Noch im 10. Jahrhundert wird das Querschiff mit Apsiden versehen (z. B. Cluny II, 955ó981). Schließlich tauchen in Speyer II (1080ó1106) und Cluny III (1088ó1130) Kapellen an den Seitenflanken des Querhauses auf. Während Cluny III mit zwei Querhäusern und einem Umgangschor die formale Lösung von Kapellenreihen hypertrophiert, sind in Speyer II die Kapellen bzw. Apsiden des Querhauses aus der Mauermasse ausgehöhlt und auf die Unterzone beschränkt. In ihrer prinzipiellen Anordnung (nicht in der räumlichen Erscheinung) ähnelt die Ostpartie von Speyer II in gewissem Sinne dem Salzburger Dom, indem sie Querhaus, Presbyterium, Apside, Vierungsturm, und Krypta zu einer Einheit verbindet. Dazu kommt noch die in der Nordostecke des Querhauses angebaute Kapelle, deren apsidialer Schluß ebenfalls in die Mauermasse des Querschiffes eingetieft ist.
Im 12. Jahrhundert entwickeln die Zisterzienser eine weitere Gestaltungsmöglichkeit von Kapellenreihen am Kirchenbau. Die Verwirklichung des "Bernhardinischen Planes" in der Abteikirche von Fontenay (1139ó1147) zeigt eine östliche Kapellenreihe im Querhaus, welche durch Quertonnen gewölbt ist. Diese Quertonnen finden sich auch in den beiden Seitenschiffen, sodaß man darin "eine Kombination der Systeme von Seitenschiffen und Seitenkapellen" sehen könnte <7>. Der Vergleich der massiven Pfeiler- und Gurtbogenformen der Querhauskapellen mit jenen der Seitenschiffe mit ihren weiten Durchgängen drückt jedoch den Unterschied zwischen einer Kapelle und einem Passageraum deutlich aus. Außerdem haben die Seitenschiffe im liturgischen Gebrauch nicht die Funktion von Kapellen. Sie sind nicht primär für die Aufstellung von Altären konzipiert; das Prinzip des "Wegebaus" im Langhaus bleibt erhalten.
Erst zu Beginn des 13. Jahrhunderts wird an der Pariser Notre-Dame-Kirche eine durchgehende Reihe von Kapellen im Langhausbereich errichtet. Bezeichnenderweise liegen diese Kapellen außerhalb der ursprünglichen Seitenschiffswände als Einsatzkapellen zwischen den Strebepfeilern. Diese architektonische Struktur setzt den gotischen Ständerbau voraus, der am Salzburger Dom von 1181 nicht gegeben ist. Außerdem werden in Paris die Einsatzkapellen durch Strebepfeiler getrennt, also struktiven Elementen, welche nicht im Sinne romanischer Zungenmauern interpretiert werden können.
Will man den Salzburger Dombau von 1181 nicht als Prototyp der in Frankreich entwickelten mehrschifflgen Kirchenbauten mit flankierender Kapellenreihe im Langhausbereich ansehen, was nach der kurzen Übersicht zur Genese dieses Kapellentypus unwahrscheinlich sein dürfte, bleibt der Schluß, daß die Rekonstruktion einer dreischiffigen Variante mit nördlicher Kapellenreihe aus entwicklungsgeschichtlichen Gründen nicht haltbar ist. Die kunsthistorische Analyse geht mit der Interpretation des archäologischen Befundes konform. Selbst die Annahme archäologisch nur schwer faßbarer Trennwänden aus vergänglichem Material (Holz) steht im Widerspruch zu den aufgefundenen Wandvorlagen des nördlichen Seitenschiffes, welche schon zum Zeitpunkt der Planung auf durchgehende Jochreihen ausgelegt sind <8>. Diese Diskrepanz muß bereits den Protagonisten des dreischiffigen Konzepts aufgefallen sein und hat ihren Niederschlag in der unscharfen Terminologie "kapellenartiges Seitenschiff u. ä." gefunden. Charakteristischerweise fehlt in allen Rekonstruktionsplänen die Festlegung jener seitlichen Trennwände, welche für die korrekte Verwendung des architektonischen Begriffes "Kapelle" ausschlaggebend sind <9>.
War der konradinische Bau vierschiffig? Auch diese Hypothese wurde nach Auffindung des nördlichen Seitenschiffes in Erwägung gezogen <10>. Das äußere südliche Seitenschiff wäre demnach ó wie in der jüngsten Rekonstruktion ó vom Domkreuzgang eingenommen worden. Diese Variante findet bei neu geplanten ó "a fundamento" errichteten ó Domkirchen kaum eine bauliche Entsprechung. Wie die Analyse der ergrabenen Fundamentreste ergibt, wurde dem Domneubau eine einheitliche, zur Längsachse symmetrische Konzeption zugrunde gelegt, die so weit geht, daß der in den Langhausgrundriß einbezogenen älteren Kapelle beim nördlichen Querschiff ein südliches Pendent, vermutlich die Gregorskapelle, entspricht. Somit gehören zu den beiden nördlichen Seitenschiffen auch zwei südliche <11>. Der unter Konrad III. aufgeführte Kirchenbau kann aus kunsthistorischen und strukturellen Gründen nur mit einem fünfschiffigen Langhaus rekonstruiert werden.
Dieses Ergebnis steht zunächst mit der von F. PAGITZ umfassend angelegten quellenkundlichen Interpretation - einem der Hauptargumente der Vertreter der dreischiffigen Variante - in Widerspruch. Die wesentlichen Punkte seiner Forschungen beruhen - neben den Domansichten - auf der mehrfachen Nennung Çvon Kapellen und den Lageangaben der Altäre während des Domabbruches durch Eb. Wolf Dietrich bei Stainhauser <12>. F. PAGITZ untermauert seine Hypothese von der Dreischiffigkeit des Domes und die Existenz einer durchgehenden Kapellenreihe im Norden mit folgenden Argumenten:
Wäre der Bau Konrads III. eine fünfschiffige Basilika gewesen, müßten vier Abseiten urkundlich nachzuweisen sein <13>. Dieses Postulat ist aus methodischen Erwägungen nicht überzeugend <14>. Weiters hätte nach F. PAGITZ ein fünfschiffiger Dom fünf Chorschlüsse besessen <15>. Dem ist entgegenzuhalten, daß die Anzahl der Apsiden am Querhaus nicht von der Anzahl der Seitenschiffe abhängt.
Das wesentlichste Argument für die Lage des Kreuzganges anstelle des südlichsten Seitenschiffes ist nach F. PAGITZ die Beschreibung der Gregorskapelle bei STAINHAUSER, wenn er meint, daß "die Gregorskapelle... im Winkel in den Kreuzgang ausragte" und daraus folgert: "Ein Hinausragen in den Kreuzgang konnte aber nur möglich sein, wenn der Kreuzgang hier bei dieser Kapelle durch das Einmünden des nördlichen sowie des östlichen Teils ein Eck, einen ÇWinkelë, bilden konnte" <16>. Tatsächlich aber lautet die Textstelle bei STAINHAUSER: " ... S. Gregori Capellen, so in dem Winckhl gegen dem Creuzgang hinauß gelegen " <17>, was bedeutet, daß der "Winkel", das ist der östliche Abschluß des äußeren Seitenschiffes, und die Kapelle gegen den Kreuzgang hinaus gelegen sind <18>. Dies läßt sich auch aus der Beschreibung der Martinskapelle und des Ursula-Altares ableiten. Dieser lag "Gegen S. Martini uber, und zu nechst bey S. Gregory Capellen" <19>. Der Ursula-Altar stand daher zwischen der Martinskapelle, welche im Ostschluß des nördlichsten Seitenschiffes zu lokalisieren ist <20>. und der Gregorskapelle. Daß hier nur zwei Kapellen und ein Altar auf fünf Schiffe aufgeteilt wurden, erklärt sich aus den beiden freibleibenden Durchgängen von den inneren Seitenschiffen zu den Querhausarmen <21>.
Schließlich soll für F. PAGITZ "mit Hilfe Stainhauser der Beweis erbracht werden", daß der konradinische Dom keine fünfschiffige Basilika war <22>. Demnach wurde der Virgil-Altar am 18. Jänner 1599 durch Erzbischof Wolf Dietrich "von dem orth, da er gestanden, auf die ander abseiten gegen der creutzgangmaur übertragen". Nach F. PAGITZ muß man diese "andere Abseite" von der "ersten, dem nördlichen Seitenschiff, unterscheiden" <23>. Die Betonung der anderen Abseite und ihrer Lage an der Kreuzgangmauer erscheint jedoch nur dann sinnvoll, wenn es zwei Seitenschiffe im Süden des Langhauses gab, da der Virgilaltar nie im linken Seitenschiff stand, denn dort befand sich nach STAINHAUSER der Thomas-Altar <24>. Schon 1459 wird die Virgil-Abseite urkundlich erwähnt, eine Versetzung konnte daher nur in das südlichste Seitenschiff erfolgen <25>. Der als sehr breiter Einbau vorzustellende Altar und das an den südlichen Mittelschiffspfeilern zu lokalisierende Horologium bildeten eine Verengung, wohl für den Durchgang zum südlichen Querschiff, die mit der Versetzung beseitigt werden sollte <26>.
Die Interpretation der quellenkundlichen Belege reicht also keineswegs aus, um die Hypothese eines dreischiffig konzipierten Langhauses zu sichern. Dies gilt ebenso für den Nachweis einer durchgehenden niedrigen Kapellenreihe als nördliches Außenschiff. Zwar überliefert STAINHAUSER im Langhaus acht Kapellen. deren Lage teilweise im nördlichen Außenschiff zu rekonstruieren ist, doch unterscheidet er zwischen verschlossenen und "doch nit verschlossenen Capellen" <27>. Dies deutet darauf hin, daß bis auf die Martins- und die Gregors-Kapelle, welche als bauliches Faktum archäologisch nachweisbar sind, die übrigen Altäre in spätmittelalterlichem Usus lediglich durch Altarschranken räumlich abgegrenzt wurden <28>. Daß STAINHAUSER tatsächlich nur erst im Spätmittelalter errichtete Altäre beschreibt, geht aus den überlieferten Weihe- und Stiftungsdaten der Kapellen hervor <29>. Die seit der Studie von F. PAGITZ über das Domkloster in die Literatur eingeführte Gleichsetzung des quellenkundlichen Terminus "Kapelle" mit dem architektonischen Begriff "Kapellenreihe" beruht auf einer Verwechslung zwischen der formalen und der inhaltlichen Kategorie <30>.
Welche Schlüsse lassen sich aus der durch kunstgeschichtliche und quellenkundliche Überlegungen gewonnenen Einsicht, daß der Domneubau Konrads III. ein fünfschiffiges Langhaus hatte, ziehen? In keiner der überlieferten Nordansichten des Domes erscheint das Langhaus zweifach abgetreppt, wie dies bei einer fünfschiffigen basilikalen Anlage zu erwarten wäre <31>. Es fehlt aber auch die östliche Apside am Nordarm des Querhauses, welche sicher noch beim Abbruch vorhanden war <32>. Außerdem sind die Proportionen der einzelnen Bauteile (Westturmstellung und nördliche Langhauszubauten sowie Chorapsis) verzerrt. Wesentlich ist jedoch, daß selbst bei Annahme einer durchgehenden niedrigen Kapellenreihe - welche nach der jüngsten Rekonstrukttion als gesichert gilt - ein weiteres Pultdach im Anschluß an das Seitenschiff bildlich festgelegt sein müßte <33>.
Die Südansicht auf der Vianen-Zeichnung von 1602 <34> läßt ein auffallend breites Mittelschiff mit "Quermauern" <35>, welche mit den Strebepfeilern fluchten, ein sehr schmales abgesetztes Seitenschiff und den obersten Teil einer niedrigen Arkadenstellung, die sich im Westen fortsetzt, erkennen. Damit ist zweifelsfrei der Domkreuzgang gemeint. Nimmt man für die Vianen-Zeichnungen eine "photographische Genauigkeit" an <36>, so erscheint das Mittelschiff im Verhältnis zum Vierungsturm und zum Querhaus zu breit. Auf der zweiten Vianen-Zeichnung, der Westansicht, läuft das Mittelschiff ebenfalls in fast gleicher Breite an den Vierungsturm an und wird überdies noch durch zwei (Schild-?)Mauern dreigeteilt. Die Ostmauer fällt schräg (in Art einer Giebelmauer) beidseitig ab. Neben dem südlichen Westturm ragt ein hoher Gebäudeteil hervor, der im Osten ebenfalls eine Pultschräge aufweist. Damit kann nur ein Seitenschiff gemeint sein, da der Kreuzgang wesentlich niedriger war. Will man den Vianen-Zeichnungen nicht die topographische Relevanz absprechen, folgt daraus der Schluß, daß wegen der ungewöhnlichen Breite bzw. der Dreiteilung des Mittelteiles das Haupt- und die inneren Seitenschiffe als zusammengefaßte Einheit von den äußeren Seitenschiffen flankiert werden. Zu diesem Ergebnis kam schon H. VETTERS <37>, während die Version mit je zwei unter einem Pultdach vereinigten Seitenschiffen aufgrund der Vianen-Zeichnungen eher unwahrscheinlich ist, obwohl Vorstufen zu dieser Lösung aus kunstgeschichtlichen Erwägungen baulich durchaus möglich wären <38>.
F. MOOSLEITNER hat in seinen Bemerkungen zur Baugeschichte beide Möglichkeiten in Abrede gestellt: "Die drei zusammengezogenen Schiffe müßten breiter als die Türme sein" und "Die Breite der zwei zusammengezogenen Seitenschiffe würde annähernd jener des Mittelschiffes entsprechen. In den Vianen-Zeichnungen ist jedoch das südliche Seitenschiff nur etwa mit der halben Mittelschiffbreite wiedergegeben" <39>. Letzteres ist zweifellos falsch, da die Breite des südlichen Seitenschiffs im Mittelschiff auf der Südostansicht mindestens drei- wenn nicht viermal, auf der Westansicht fast dreimal aufgeht. Dieser Befund stützt die Hypothese eines dreigliedrigen Mittelteils, wie sie H. VETTERS annimmt. Unklarheiten in den Maßverhältnissen der Baufluchten bei den Längsmauern zwischen Westanlage und Vierungsturm hat schon PAGITZ bemerkt <40>. Angesichts dieser Diskrepanzen überfordert eine letztlich bis ins Detail gehende Festlegung aller Bauteile in ihren Proportionen, wie sie F. MOOSLEITNER vertritt, offensichtlich die Aussagekraft der als weitläufige Stadtansichten konzipierten Vianen-Zeichnungen. Beachtet man die Disposition der "Mittelschiffszone", so ist eine Rekonstruktion als dreischiffige Anlage nicht haltbar.
Aus dieser strukturellen Sicht wird auch die Darstellung des Kirchenmodells erklärbar <41>. Zunächst ist festzuhalten, daß hier der spätromanische Dom in einer gotischen Umsetzung modelliert wurde, wie die dünngliedrigen, stark die Vertikale betonenden West- und Querhaustürme und die überhöhte Dachlandschaft belegen. Die Querhaustürme und die Sockelzone der Chorapside sind überdies in die gotische Polygonalform übersetzt. Lediglich die halbrund geschlossenen Fenster und das tabernakelähnliche Treppentürmchen am Chorquadrat verraten den altertümlichen Charakter der "spätgotischen fünschiffigen Basilika". Das Modell gibt dennoch alle typischen Merkmale des Domes wieder, wie sie für den Betrachter im Mittelalter als eindeutige Identifizierungsmöglichkeit mit einem bestimmten Kirchenbau wesentlich sind. Annexe wie Kapellen <42> oder Teile des Klosters fehlen und werden auch anderswo auf topographisch relevanten Heiligenattributen nicht dargestellt. Der niedrige Längstrakt zwischen Westanlage und Querhaus mit einem Vorhallenportal steht daher pars pro toto für das vom Kreuzgang freigestellte äußere Seitenschiff. Daß es dem Künstler nur um die Struktur und nicht um die genaue Abbildung der baulichen Situation ging, zeigt die Tatsache, daß der Kreuzgang mit seinen offenen Arkaden dargestellt sein müßte.
Nach obigen Ausführungen war das Langhaus des Domneubaus unter Konrad III. weder dreischiffig mit nördlicher Kapellenreihe, noch eine vierschiffige Anlage mit südlichem Kreuzgang. Die Rekonstruktion, wie sie im jüngsten Führer durch das Domgrabungsmuseum in Grundriß und Querschnitt vorgestellt wird, ist aus kunsthistorischen und quellenkundlichen Erwägungen nicht haltbar. Dies gilt auch für die Interpretation aus Sicht der Bildquellen, deren topographischer Wert keineswegs mit "photographischer Genauigkeit" gleichzusetzen ist. Der Dom - in seinem Typus bis zum Abbruch unter Erzbischof Wolf Dietrich nur unwesentlich verändert - war eine fünfschiffige Basilika, wie schon H. VETTERS aufgrund der archäologischen Befunde feststellte.
Die Aufrißgestaltung des fünfschiffigen Domes ist vom Grundriß gesehen nicht zu klären, die bisher bekannten Außenansichten erweisen sich in ihrem Quellenwert als problematisch, doch dürfte eine Zusammenfassung der inneren drei Schiffe wahrscheinlich sein. Bezüglich der Querhauszone ist die Rekonstruktion F. MOOSLEITNERS neu zu überdenken, da auf allen Ansichten und am Dommodell das Vierungsoktogon von Verdachungen begleitet wird, welche von den am Außenbau sichtbaren Mauern der vom Vierungsquadrat zum oktogonalen Tambur überleitenden Trompen stammen. Außerdem laufen die Querhaustürme, eigentlich Chortürme über den Flankenapsiden, in Achse auf die rekonstruierten Querhausfenster an, wodurch die anzunehmenden Querbögen in der Wölbezone statisch mit den Fensterdurchbrüchen in Konflikt geraten.
Die mit diesen Problemen zusammenhängenden Fragen nach der Stellung des Salzburger Domes Konrads III. im mittelalterlichen Kirchenbau hat zuletzt F. FUHRMANN behandelt, indem er auf die Verwandtschaft der Salzburger Chorlösung mit der des Domes von Parma und auf Bezüge zu den Emporenbasiliken von San Ambrogio in Mailand, der Dome von Modena und Parma und der St. -Nikolaus-Kirche in Reichenhall hinwies. Die Eigentümlichkeit der Chor- und Querhausbildung, welche an einen latenten Trikonchos denken läßt, die komplizierte Raumform, die aus den verschieden hohen Bodenniveaus (bedingt durch die Krypta) resultiert, die relative räumliche Trennung von Langhaus und Chorbereich und die am Außenbau zum Tragen kommende Vieltürmigkeit lassen sich jedoch aus diesen Vorbildern nicht ableiten. Weiters ist die auffallend konservative Haltung gegenüber den Vorgängerbauten (Westtürme, Nordkapelle und die Grundrißdisposition der ehemaligen Chor- und Außenkrypta) festzuhalten, welche nicht unwesentlichen Einfluß auf den konradinischen Neubau gehabt haben dürfte. Dieser Problemkreis soll an anderer Stelle erörtert werden.
Abbildungsteil
Nachtrag Nov. 2003: Im Historischen Atlas der Stadt Salzburg, Salzburg 1999 (bereits vergriffen!) erschien unter der Adresse:
http://www.stadt-salzburg.at/historischeratlas/dom.htm
ein weiterer "dreischiffiger" Rekonstruktionsvorschlag mit Ansicht, Grundriß und Querschnitt von Guido Friedl.
Anmerkungen:
<1> W. K. KOVACSOVICS und F. MOOSLEITNER, Führer durch die Domgrabungen in Salzburg (Schriftenreihe des Salzburger Museums Carolino Augusteum Nr. 8), Salzburg 1987, insbesondere S. 16 ff. und Abb. 8 und 9. Für die den spätromanischen Dom betreffenden Ausführungen zeichnet F. MOOSLEITNER verantwortlich.
<2> Dreischiffig, allerdings noch ohne Kenntnis des nördlichen Seitenschiffes und der tatsächlichen Lage rekonstruierte schon A. SCHNERICH, Neue Beiträge zur Baugeschichte im Sprengel der Salzburger Metropole III. ó VI., in: MZK NF XVII, 1891, S. 43 ff. S. 109 ff. S. 169 ff. und S. 211 ff. mit Rissen Taf. I und II.
<3> F. PAGITZ, Quellenkundliches zu den mittelalterlichen Domen und zum Domkloster in Salzburg, in: MGSLk 108, 1968, S. 21 ff.
<4> Vortrag vom 28. 6. 1989. Die Fünfschiffigkeit konnte 1958 archäologisch abgesichert werden. Vgl. H. VETTERS, Dritter Bericht über die Grabungen im Salzburger Dom. in: MGSLk 99, 1959, S. 221 ff.
<5> Vgl. auch F. PAGITZ, Versuch einer Rekonstruktion des Konrad-III.-Domes, in: 1200 Jahre Dom zu Salzburg 774ó1974. Festschrift zum 1200jäjhrigen Jubiläum des Domes zu Salzburg, Salzburg 1974, S. 83 ff. und F. MO0SLEITNER, Bemerkungen zur Baugeschichte der mittelalterlichen Dome zu Salzburg, in: Von Österreichischer Kunst, Festschrift für Franz Fuhrmann, Salzburg 1982, S. 9 ff., DERS., Neue Ergebnisse zu den Salzburger Domgrabungen, in: Virgil von Salzburg, Missionar und Gelehrter, Beiträge des Internationalen Symposiums vorn 21.ó24. Sept. 1984 in der Salzburger Residenz; hsg. v. H. Dopsch und R. Juffinger S. 317 ff. Zur Kunstgeschichte: F. FUHRMANN, Die romanischen Dome zu Salzburg auf Grund der bisherigen Grabungsergebnisse, in: Der Dom zu Salzburg, Symbol und Wirklichkeit, Salzburg 1959, S. 86 ff.; DERS., Theorie zur Rekonstruktion der mittelalterlichen Dome zu Salzburg, in: Salzburg, Stimmen, Zeiten, Kräfte 1956ó1960, S. 1 ff.; DERS., Der romanische Dom in Salzburg und seine Stellung im Kirchenbau des Abendlandes, in: Bericht über den 6. Österreichischen Historikertag in Salzburg 1960 (Veröffentlichungen des Verbandes österreichischer Geschichtsvereine 14), Wien 1961, S. 10 ff.
<6> Die freistehenden Kapellen und jene unter dem Begriff "Westkapellen" zu subsummierenden Einbauten können für diese Fragestellung ausgeklammert werden.
<7> Vgl. R. WAGNER-RIEGER, Architektur, in: H. FILLITZ, Das Mittelalter 1 (Propyläen Kunstgeschichte Bd. 5), Berlin 1969, S. 198, Kat. Nr. 180.
<8> Vgl. H. VETTERS, Die mittelalterlichen Dome Salzburgs, in: Virgil von Salzburg, wie Anm. 5, S. 291.
<9> Auf dieses letztlich terminologische Problem hat schon H. VETTERS hingewiesen: " ... Kapellen, die den Charakter eines Schiffes besitzen, sind eben keine Kapellen" (H. VETTERS, in: Virgil von Salzburg, wie Anm. 5, S. 291).
<10> Vgl. dazu F. FUHRMANN, Stellung im Kirchenbau, wie Anm. 5, S. 17 f., seine Anm. 17. H. VETTERS hat diese Meinung nicht unbedingt ausgeschlossen, verblieb aber im folgenden konsequent bei der Fünfschiffigkeit (H. VETTERS, Die mittelalterlichen Dome in Salzburg, in: Frühmittelalterliche Studien, Bd. 5, 1971, Jahrbuch des Instituts für Frühmittelalterforschung der Univ. Münster, S. 434 f.
<11> Vgl. dazu F. FUHRMANN, Stellung im Kirchenbau, wie Anm. 5, S. 16, seine Anm. 8.
<12> Zur Widersprüchlichkeit der Lageangaben bei STAINHAUSER bezüglich der Gräber und Altäre im kritischen Bereich vor dem Querhaus vgl. W. HAUTHALER, J. Steinhauserës Beschreibung des Domes zu Salzburg vom Jahre 1602 (= J. STAINHAUSER, Beschreibung), in: MGSLk 31. 1891, S. 367, Anm. 2. STAINHAUSER hat die in älteren Quellen genannten Lokalisierungen der Bischofsgräber mit seinen eigenen Beobachtungen während des Domabbruchs vermischt. Die durch mehrere Umbettungen von Bestattungen verunklärten Bezüge zu den Altären verhindern dadurch eine umfangreichere Rekonstruktion der Altarstellungen.
<13> F. PAGITZ, Quellenkundliches, wie Anm. 3, S. 111. F. PAGITZ setzt damit die erst zu beweisende Anlage des Kreuzganges als südlichstes Seitenschiff voraus. Sein Argument, daß schon SCHNERICH nur drei Seitenschiffe kannte, ist durch die Grabungsergebnisse bedeutungslos geworden (vgl. A. SCHNERICH, Beiträge, S. 111). Außerdem greift A. SCHNERICH auf die gleichen Quellen wie F. PAGITZ zurück. Auch F. FUHRMANN, Stellung im Kirchenbau, wie Anm. 5, S. 16, seine Anm. 8, verweist auf das Fehlen urkundlicher Hinweise zu Fünfschiffigkeit.
<14> STAINHAUSER, auf dessen Dombeschreibungen sich A. SCHNERICH und F. PAGITZ beziehen, wendet den Terminus "Abseite" nicht nur im kunsthistorischen Sinne auf Seitenschiffe an, sondern auch auf den nördlichen Querhausarm und ganz allgemein für seitlich gelegene Räume. So blieben die Domherren bei der Wahl Michaels von Kühnburg zum Erzbischof "in der abseiten in iren stielen" stehen (Zitat nach F. PAGITZ, Quellenkundliches wie Anm. 3, S. 66).
<15> F. PAGITZ, Quellenkundliches, S. 113.
<16> F. PAGITZ, Quellenkundliches, S. 38 und Anm. 79.
<17> J. STAINHAUSER, Beschreibung, wie Anm. 12, S. 380. F. MOOSLEITNER, Führer, wie Anm. 1, S. 16 zitiert ohne Quellenangabe "in angulo ambitus". Diese irreführende Formulierung taucht in den Urkunden zum Salzburger Dom überhaupt nicht auf und geht auf F. PAGITZ, Die mittelalterlichen Dome in historischer Sicht, in: 1200 Jahre Dom, wie Anm. 5, S. 55, zurück: "Kapellen, gelegen in angulo ambitus, waren keine Seltenheit, so kann eine solche Bezeichnung auch für Kremsmünster (!) erbracht werden".
<18> STAINHAUSER verwendet "gegen" als Richtungsangabe und nicht als Ortsangabe. Das Zitat lautet nicht ..S. Gregori Capellen, gegen den Winckhl im Creuzgang hinauß gelegen".
<19> J. STAINHAUSER, Beschreibung, S. 379.
<20> Die Apside der Martinskapelle wurde beim Bau des nördlichen Querschiffarmes vom Vorgängerbau übernommen. Vgl. dazu den archäologischen Befund bei H. VETTERS und die Lokalisierung bei F. PAGITZ, Quellenkundliches, wie Anm. 3, S. 114.
<21> Vgl. F. PAGITZ, Quellenkundliches, S. 114: Der Martinsaltar stand an der Evangelienseite, ihm gegenüber der Ursula-Altar und "an diesem schloß sich die Gregorikapelle an". Im Widerspruch dazu meint er an anderer Stelle: "Man konnte den Kreuzgang durch ein an der Südseite des Domes gelegenes Portal von der Kirche aus betreten: in dessen Nähe stand der Ursula-Altar" (ebenda, S. 46). Der Altar stünde demnach bei einer dreischiffigen Anlage im südlichen Seitenschiff nahe dem Querhausdurchgang.
<22> F. PAGITZ Quellenkundliches S. 111 f. Die entsprechenden Zitate zum Virgil-altar lauten: "Man hat auch den obgemelten Althar, so gleichsamb etwa im Wög gestanden war, auf dieselbe Seiten im Thuemb wider versetzt, darein man diß Heiltumb thuen wellen. Aber eh solcher Althar gar aufgericht und verfertigt worden ist, wurde der Thuernb mit sambt allen Althärn abgebrochen". Nach Handschrift B 69: "so gleichsamb ausserhalb der Abseiten mitten im Wög gestanden bei der klainen Uhr, mit dem Durchgang am Verengung gemacht. . etwas zuruck in die Abseiten gegen den Creüzgang versetzt - . .Ç (W. HAUTHALER, Das Leben. Regierung und Wandel des Hochwürdigisten in Gott Fürsten und Herrn Herrn Wolff Dietrichen, gewesten Erzbischoven zu Salzburg etc. etc., V. JOHANN STAINHAUSER, in: MGSLk 13, 1873, S. 61 und Anm. 5). Nach STAINHAUSER, Miscellanea Salczburgensia, Hs. R 34 fol. 299ó209ë HHStA. Wien: "Den erstbemelten s. Virgilii althar hat man von dem orth, da er gestanden, auf die ander abseiten der creützgang mauer werts versetzt" (zit. nach F. PAGITZ, Quellenkundliches, S. 112, Anm. 483).
<23> F. PAGITZ, Quellenkundliches, S. 112.
<24> Die diesbezüglichen Stellen sind eindeutig: Der Virgilaltar lag "Gleich gegen S. Thomae über bey dem Horologio ...". - . .". Das Grab Erzbischof Eberhards von Truchseß lag ,,... zunegst bei dieser S. Virgily Begräbnuß under dem Horologio oder der Uhr ..." (J. STAINHAUSER, Beschreibung, S. 383). "... zwischen S. Virgily und S. Thomae Althar ..." waren zwei "Piramides von Gibssen Bildern" aufgestellt. (Ebenda, S. 384.)
<25> Urkunde vom 13. Juli 1459: "in sand Virgilien abseiten" (zit. nach PAGITZ, Domkloster, S. 132, Anm. 3). Die Virgil-Abseite ist die innere südliche Abseite. Daß nach der Versetzung des Altares in die äußere Abseite die Bezeichnung "Virgil-Abseite" nicht mit übertragen wurde, erklärt sich aus dem unmittelbar anschließenden Abbruch aller Altäre (siehe Anm. 22).
<26> Siehe Anm. 22 und 24. Daß der Virgil-Altar ursprünglich weitgehend innerhalb der gleichnamigen Abseite stand, geht aus der Nennung des Erentrudis-Altares hervor, welcher vor dem Virgil-Altar stand. (Vgl. F. PAGITZ, Quellenkundliches, S. 133, Anm. 6.)
<27> Annenkapelle, Liebfrauenkapelle, Martinskapelle, Gregorskapelle, Erentrudiskapelle. Koloman- und Sebastian-Kapelle, Hieronymus- und Elisabeth-Kapelle (J. STAINHAUSER, Beschreibung S. 375, 376, 379, 880, 381, 384 und 386). Der Dreifaltigkeitsaltar stand "zunegst bey S. Colomani und Sebastiani Capellen, auch in einer doch nit verschlossenen Capellen ..." ..." (J. STAINHAUSER, Beschreibung S. 388). Die Kolomans- und Sebastian-Kapelle war demnach vom gleichen Typus Die Martinskapelle war mit einem "Gätter" verschlossen, die Gregorskapelle wurde durch ein "gar langes rottes Gätter" unterteilt.
<28> Vgl. die Beschreibung von W. KEPLINGER, wonach dieser Dom ,, ... auf den Seiten etliche versperte Capelen ..." gehabt hätte (W. KEPLINGER, Eine unveröffentlichte Chronik über die Regierung Eb. Wolf Dietrichs, in: MGSLk 95, 1955. S. 77).
<29> Die Erentrudiskapelle wurde 1323, die Koloman- und Sebastian-Kapelle 1454 und der Dreifaltigkeitsaltar 1352 gestiftet, hingegen stammen die beiden "verschlossenen" Kapellen im nördlichen und südlichen Langhausschluß aus der Zeit des romanischen Neubaus: STAINHAUSER nimmt an, daß der Gregorius-Altar auch dem hl. Hartwick dediziert war, welchen Bischof Rudighero von Chiemsee 1218 weihte (J. STAINHAUSER, Beschreibung, S. 380). Vgl. dazu die Quellenkritik bei F. PAGITZ, Quellenkundliches, S. 105 und seine Anm. 445. Die Apside der Martinskapelle wurde vom älteren Hartwigbau übernommen (vgl. H. VETTERS, Vierter und fünfter Bericht über die Grabungen im Salzburger Dom, in: MGSLk 108, 1968, S. 14).
<30> Zur Mehrschichtigkeit des Begriffes Kapelle vgl. R. WAGNER-RIEGER, Gotische Kapellen in Niederösterreich, in: Festschrift K. M. Swoboda, Wien 1959, S. 276 f.
<31> Ansichten von 1553 (F. MOOSLEITNER, Führer, Abb. 5).
<32> Die südliche wurde abgebrochen und durch eine Kapelle ersetzt.
<33> Die Nordansicht von 1553 zeigt anstelle eines Pultdaches nur eine Linie. F. PAGITZ, Rekonstruktion, wie Anm. 5, S. 86, meint dazu wenig überzeugend: "Die Fehlerquelle wird sich wohl mit der Tatsache erklären lassen, daß die Keutschachsakristei (der gotische Anbau vor dem nördlichsten Seitenschiff), die vielleicht in älteren Ansichten, die dem Künstler als Vorlage dienten, fehlte und daß sie als Nachtrag bzw. Ergänzung eingezeichnet worden war".
<34> Abbildung in F. MOOSLEITNER, Führer, wie Anm. 1, Abb. 14.
<35> Nach H. VETTERS, Die mittelalterlichen Dome in archäologischer Sicht, in: 1200 Jahre Dom zu Salzburg, wie Anm. 5, S. 76, sind darin die noch auflagernden Dach-Träme zu sehen.
<36> F. MOOSLEITNER, Neue Ergebnisse, wie Anm. 5, S. 322.
<37> H. VETTERS, Die mittelalterlichen Dome in Salzburg, in: Beiträge zur Kunstgeschichte und Archäologie des Mittelalters (Akten zum VII. Inter nationalen Kongreß für Frühmittelalterforschung). Wien 1961, S. 229; DERS., wie Anm. 35, S. 76.
<38> Zur Diskussion dieses Problems vgl. F. FUHRMANN, Theorie wie Anm. 5, S. 77 und Anm. 8 und 9. R. WAGNER-RIEGER rechnet mit gleich hohen äußeren und inneren Seitenschiffen "... . . . in Form zweischiffiger Hallen". Dieser sonst "ungebräuchliche Typus" kam "in den letzten Jahrzehnten in Oberitalien und kurz darnach in Westfalen" auf (R. WAGNER-RIEGER, Architektur. in: Ausstellungskatalog "Gotik in Österreich", ". Krems a. D. 1967, S. 360 f.).
<39> F. MOOSLEITNER, Bemerkungen, wie Anm. 5, S. 13 und seine Anm. 22.
<40> F. PAGITZ, Quellenkundliches, S. 102.
<41> Attribut einer Virgil-Statue im Salzburger Museum Carolino Augusteum. Siehe F. MOOSLEITNER, Führer, Abb. 7.
<42> Auch hier fehlt bezeichnenderweise die Angabe der südlichen Querhausapside. Sie bestand noch 1508, wie aus der Beschreibung der Grablege Erzbischof Christoph Mädels hervorgeht, der "in abside beate virginis circa criptam" bestattet wurde (Chronik von Serlinger, Stiftsarchiv St. Peter, H8 b XIII 30 pag 116. Zit. nach F. PAGITZ, Quellenkundliches, S. 114, Anm. 496).
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