Westturmanlage - Salzburger Gruppe des zwölften Jahrhunderts

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90 DIE WESTTURMANLAGE DES 12. JHDTS.   Taf. 26
In Österreich kann vor dem Beginn des 12. Jhdts. außer in Salzburg an den beiden Klosterkirchen von St. Peter und Nonnberg keine weitere Kirche mit Einzelwestturm nachgewiesen werden. Im 12. Jhdt. entstehen in Salzburg der Westturm der Pfarrkirche von Anthering (Kat. Sbg. Nr. 2) und am Über-
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gang vom 12. zum 13. Jhdt. der Westturm der Pfarrkirche von
Kuchl (Kat. Sbg. Nr. 5). Eine weitere Westturmanlage hat   Taf. 39 das ehemalige Augustiner-Chorherrenstift Suben in Ob (Kat.
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OÖ Nr. 4), das mit dem Domkapitel von Salzburg seit der Übergabe in der 1. H. d. 12. Jhdts. verbunden ist. In den-selben schmalen Gebietsstreifen entlang des Inn gehören
noch die beiden Pfarrkirchen von Aspach (Kat. OÖ Nr. 1)   Taf. 45 und Schalchen (Kat. OÖ Nr. 2) mit ihren Westtürmen, welche
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nur allgemein ins 12. od. 13. Jhdt. datiert werden können-Den zeitlichen Abschluß der romanischen Westturmkirchen in Salzburg bildet der Turmbau der Pfarrkirche von Dorfbeueren
(Kat. Sbg. Nr. 4), der schon der 1. H. d. 13. Jhdts. ange- Taf. 38 hört. Weit außerhalb Salzburgs - in Kärnten - liegt die seit der Karolingerzeit dem Erzstift zugehörige Pfarre von St. Andrä im Lavanttal (Kat. Ktn. Nr. 3), deren Pfarrkirche
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im Westteil Reste einer Turmanlage des 12. Jhdts. aufzuweisen hat.
Aus diesen sieben Kirchenbauten ergibt sich eine erste, salzburgisch-oberösterreichische Westturmlandschaft des 12. Jhdts. (mit einer Außenstelle im Lavanttal), welche sich klar vom übrigen West- und Südwestösterreich abgrenzt. Da jene offensichtlich von den beiden frühen Einzelwesttürmen
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in Salzburg ihren Ausgang nehmen und weiters meist besitzund kirchenrechtliche Zusammenhänge mit der Abtei St. Peter bzw. dem Domkapitel bestehen, werden diese sieben Bauten zur "Salzburger Gruppe" vereinigt.
Ebenfalls zu Beginn des 12. Jhdts. bildet sich auf dem Territorium des babenbergischen Herzogtums Österreich eine zweite Westturmlandschaft aus, die im folgenden als "Nieder-österreichische Gruppe" bezeichnet wird. Dazu gehören die Propsteikirche in Zwettl (Kat. NÖ Nr. 20), die Pfarrkirchen Taf. 82


von Thunau (Kat. NÖ Nr. 18), Limberg (Kat. NÖ Nr. 11) und
Taf.80,69 St. Ruprecht in Wien (Kat. Wien Nr. 2), alle noch aus der
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1. H. d. 12. Jhdts. In der zweiten Jahrhunderthälfte folgt der Westturm des Augustiner-Chorherrenstiftes St. Andrä a.
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d. Traisen (Kat. NÖ Nr. 14). Allgemein ins 12. Jhdt. sind die archäologisch nachgewiesenen Westteile der Pfarrkirchen
von Klosterneuburg/St. Martin II a (Kat. NÖ Nr. 7) und   Taf. 66 Stillfried a. d. March (Kat. NÖ Nr. 17) zu datieren. Bis
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ins 13. Jhdt. kann der Westturm der Piaristenkirche in
Krems (Kat. NÖ Nr. 9) angesetzt werden. Um 1200 erfolgt   Taf. 67 der Bau der Pfarrkirche von Petronell (Kat. NÖ Nr. 13)und Taf. 70 im 13. Jhdt. werden noch sieben weitere romanische Westturmkirchen auf niederösterreichischem Boden errichtet.
Außerhalb der beiden o. a. Gruppen sind in Kärnten die romanischen Westtürme der Pfarrkirchen von Grades (Kat. Ktn.
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Nr. 1) und Seltenheim (Kat. Ktn. Nr. 4) aus dem 12. od. 13. Jhdt. zu verzeichnen. In der Steiermark ist die Pfarrkirche von Pürgg (Kat. Stmk. Nr. 3) mit dem Westteil des 12. Jhdts.,
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der Ende des 13. Jhdts. aufgestockt wurde, von besonderer Bedeutung. Im Burgenland hatte die Pfarrkirche von Güssing   Taf. 87
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(Kat. Bgld. Nr. 1) vermutlich um 1200 einen Westturm, der im Barock durch einen Dachreiter ersetzt wurde. Die punktueile Streuung dieser vier Anlagen auf den südlichen und südöstlichen Teil Österreichs rechtfertigt die Beschränkung auf nur zwei romanische Westturmlandschaften, deren Typenvorrat und besitz- bzw. kirchenrechtliche Stellung im folgen-den untersucht wird.
Die "Salzburger Gruppe"
Bei keinem der sieben Beispiele dieser Gruppe ist die Gestalt des romanischen Langhauses erhalten. In Suben und St. Andrä im Lavanttal kann mit ziemlicher Sicherheit ein basilikales Kirchenschiff angenommen werden, in Aspach besteht nur die Vermutung. Anthering, Dorfbeueren und Schalchen waren, wie aus der Breitendimension der gotischen Nachfolge-bauten zu schließen ist, einschiffige Saalräume. Kuchl, seit der Spätgotik dreischiffig ausgebaut, kann nur schwer beurteilt werden. Die aufwendige Portalanlage und die Substruktionen der spätgot. Orgelempore könnten auf eine dreischiffige Anlage hinweisen.
Die Westtürme dieser Kirchen vertreten ausschließlich den
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bereits aus dem 11. Jhdt. in Salzburg bekannten Typus des an drei Seiten freistehenden achsialen Fassadenturmes. Zwei Varianten sind festzustellen: die nach außen geschlossene Turmanlage, welche nur vom Langhaus aus einen Zugang besitzt, und die des Vorhallenturmes mit achsialem Zugang zum Lang-haus durch eine gewölbte Vorhalle. Während der geschlossene Typus von Anthering, Dorfbeueren und Schalchen im 12. Jhdt.
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in diesem Gebiet neu auftritt, ist der offene Typus in Kuchl, St. Andrä im Lavanttal und Suben durch das Vorbild der Erzabtei St. Peter im 11. Jhdt. festgelegt. Bautechnisch läßt sich feststellen, daß diese Westtürme im Erd- und ersten Obergeschoß relativ große Mauerstärken aufweisen, die dann geschoßweise durch Rücksprünge reduziert werden.

Von Anthering und Suben sind Reste der ursprünglichen Außengliederung erhalten geblieben. Während in Suben noch heute
am Außenbau über dem romanischen Glockengeschoß ein Rund-   Taf. 48 bogenfries zu erkennen ist, können in Anthering am Dachboden nurmehr ein flacher Rundbogenfries über Ecklisenen und ein
darüberliegender Zahnschnitt festgestellt werden. Die in   Taf .36/3 der Gotik od. im Barock vermauerten gekuppelten Turmfenster in Anthering und Suben belegen, daß hier das gleiche Gliederungssystem von geschoßweise übereinandergestellten Bi-und Triforenfenstern zur Anwendung gelangte, welches schon von den beiden Klosterkirchen St. Peter und Nonnberg aus
Resten bekannt ist und für den spätromanischen Dom Erz-   Taf. 32 bischof Konrads I. aus Stadtansichten überliefert wird. Die Dominanz der Wandfläche und die nur durch einfache Motive (Rundbogenfries, Lisenen) kaum geschichtete Gliederung des Turmkörpers in mehrere Geschosse der früh-romanischen Anlagen wird also, soweit heute noch erkennbar, im 12. Jhdt. beibehalten. Das Auflösen der Mauermasse durch die nach oben hin zunehmende Anzahl an gekuppelten Fensteröffnungen folgt einem oberitalienischen Prinzip, welches von den Campanili übernommen worden ist, man vergleiche dazu das Gliederungssystem des Turmes von Pomposa aus dem 11. Jhdt. Der oberitalienische Einfluß in der Architektur Salzburgs
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stellt eine allgemeine stilistische Komponente dar, fällt jedoch beim salzburgischen Turmbau besonders auf, da der Westturm, wie gezeigt wurde, auf Nord- und Nordwestdeutschland zurückgeht. Diese deutschen Turmlandschaften kennen zwar die geschoßweise Durchfensterung, aber hier bleibt in der Regel die Anzahl der Fensterachsen pro Geschoß konstant. 1)
Der bereits in die 1. H. d. 13. Jhdts. gehörende Westturm von Dorfbeueren und jener von Schalchen tragen keinerlei

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Außengliederung, desgleichen fehlt die massenauflösende Durchfensterung. Auch in Kuchl (um 1200) dominiert die
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Schwere der Mauermasse. Soweit ausdiesen wenigen Beispielen geschlossen werden kann, dürfte das Gliederungssystem mit Lisenen, Rundbogenfriesen und Fenstergeschossen im ausgehen-den 12. Jhdt. zugunsten der Massenkomposition aufgehoben worden sein. Daß dieses Gestaltungsprinzip nicht mit unter-schiedlichem Bauniveau erklärt werden kann, legt der West-


turm von Kuchl mit seinem relativ aufwendigen Stufenportal nahe.
Von besonderer Bedeutung ist die ursprüngliche Ausgestaltung des 1. Obergeschosses in Suben. Unter den nachmittelalterlichen Umbauten, welche u. a. die Abfolge von hoher kreuzrippenge-
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wölbter Vorhalle und darüberliegendem gewölbten Obergeschoß durch Einbau einer Zwischendecke zerstörten, haben sich die Reste eines kapellenartigen Raumes gefunden, der sich relativ hoch über dem Langhausniveau gegen die Kirche in einer Doppelbogenst.ellung öffnete. Obwohl aus Urkunden nichts über die-sen Raum zu erfahren ist, kann er dennoch als romanisches Oratorium oder als romanische Kapelle aus der Erbauungszeit
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des Klosters um 1142 identifiziert werden. Ein Altarstein hat sich nicht gefunden, es dürfte aber bezeichnend sein, daß in der 1. H. d. 17. Jhdts. hier wieder eine Kapelle mit Stuckmedaillons eingerichtet wurde. Der Westturm des Augustiner-Chorherrenstiftes von Suben vertritt somit den Typus der Oratoriumstürme, die letztlich bis auf die karolingischen Anlagen zurückgeführt werden können. Suben gibt als frühes Beispiel eines rekonstruierbaren liturgischen Hochgeschosses eine gewisse Vorstellung von den in St. Peter und Nonnberg vermuteten Kapellengeschossen. In allen drei Fällen handelt es sich um Klosterkirchen und das Obergeschoß von Suben wurde nicht als offene Empore, sondern als relativ abgeschlossener Raumteil ausgestaltet. Vergleicht man dies mit der Entwicklung seit der Karolingerzeit, so fällt auf, daß sich die Emporenanlagen und die Westwerke mit Emporen nur bei Eigenkirchen oder Reichsklöstern, in denen der Herrscher anwesend sein konnte, finden, während Klosterkirchen ohne diesen Anspruch zumeist mit Oratorien oder (Michaels-) Kapellen ausgestattet wurden.
Die Art, wie das erste Obergeschoß von Suben mit einem
Taf.48/1 Absatz in Höhe des ehemaligen Kapellenscheitels zurück-


springt, und das Verhältnis der Mauerstärken zum Gesamtgrundriß des Turmes zeigt sich in ähnlicher Weise in Kuchl.


Dies könnte darauf hinweisen, daß vielleicht auch hier   Taf.39/1 ein ausgebautes Turmgeschoß vorhanden war, jedoch haben sich keine weiteren konkreten Anhaltspunkte erhalten.
Welche historischexBezüge bestanden im 12. Jhdt. zwischen den Kirchen der "Salzburger Gruppe"? Suben wurde zunächst
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um 1084 von Tuta aus dem Geschlecht der Grafen von Formbach als Kollegiatsstift für weltliche Kleriker gegründet. 2) Sie war durch Heirat mit König Bela I. von Ungarn und den Grafen im Pustertal verbunden, also mit einflußreichen Geschlechtern. Der umfangreiche Besitz reichte von der Steiermark bis nach Kärnten, außerdem hatte Tuta den bedeutenden überfuhrzoll von Schärding als Einnahmequelle. Trotzdem mußte das Stift nach dem Investiturstreit (1076 - 1122), bei dem die Formbacher auf seiten des Papstes und des Herzogs Welf von Bayern standen, durch Tutas Enkel, Bischof Altmann von Trient, 1142 neu eingerichtet und als Augustiner-Chorherrenstift dem Salzburger Domstift übergeben werden. Vorausgegangen waren ab 1126 mehrere Schenkungen und der Tausch von Kirchengütern zwischen Bischof Altmann und Erzbischof Konrad I. in den Salzburgischen Gebieten der Steiermark und Kärntens. Der Neubau von Suben wurde von einem Stifter gefördert, der in einflußreicher und engster Beziehung zum Salzburger Klerus stand. Mit der Übergabe des Stiftes Suben an Salzburg verschaffte er der Erzdiözese direkten Einfluß in dem sonst der Diözese Passau zugeteilten Innviertel.

Anthering steht in Verbindung mit dem Erzstift St. Peter und mit zwei hohen Ministerialengeschlechtern. 3) Die ursprünglichen Besitzverhältnisse sind nicht ganz klar er-faßbar. Einerseits wird im 12. Jhdt. das aufstrebende Geschlecht der Ministerialen von Anthering genannt, andererseits kaufte Erzbischof Friedrich III. 1336 das Gericht als Lehen der Ministerialen von Bergheim zurück. Im 15. Jhdt. wird die Kirche von Anthering als Filiale der Pfarre von Bergheim genannt und erst im 17. Jhdt. als Vikariat aus-
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gegliedert. Demnach dürfte die Marienkirche von Anthering, die bereits 790 genannt wird,und zwar noch mit dem Patrozinium des Erzstiftes St. Peter, schon früh pfarrliche Rechte besessen haben. Wann sie in Abhängigkeit zu Bergheim kam, ist unbekannt. Die Verbindungen zu St. Peter und dem Domkapitel sind durch die beiden Ministerialengeschlechter gegeben. Es wäre möglich, daß das ursprüngliche Patronatsrecht der Pfarre zunächst an die Herren von Anthering ging, dann an die Herren von Bergheim, die Anthering der eigenen Pfarre in Bergheim unterstellten.

Kuchl gehörte seit der römischen Zeit (Cuculla) zu einem der wichtigsten Orte dieser Gegend und wurde schon um 700 unter den ersten Schenkungen Herzog Theodos an die Salzburger Kirche genannt. 4) Um 1200 kommt es zur Neugründung des Ortes als Markt am Fuß des Georgenberges, außerdem hatte hier das Landgericht seinen Sitz. Aus dem 12. Jhdt. wird das ritterliche, d. h. nichtministeriale Geschlecht der Herren von Kuchl überliefert. Als Mutterpfarre unter-stand der Kirche von Kuchl ein umfangreiches Gebiet. Das Patronatsrecht war bis 1244 erzbischöflich, dann wurde es durch Erzbischof Eberhard II. an das Domkapitel übergeben. Kuchl kann daher im 12. Jhdt. als Zentralort mit den drei Komponenten Pfarre, Markt und Gerichtsbarkeit angesehen werden.

In St. Andrä im Lavanttal, 860 durch König Ludwig d. Deutschen an das Erzstift Salzburg übergeben, wurde durch Erzbischof Eberhard II. 1225 ein Augustiner-Chorherrenstift eingerichtet und 1228 der Sitz des Bistums Lavant. 1145 wurde ein Wernher
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als "presbiter baptismali ecclesie" bezeichnet, St. Andrä war daher im 12. Jhdt. bereits Pfarre. Nach F. Klebel war sie sogar Ur- und Mutterpfarre im mittleren Lavanttal. 5) Auch hier kann eine zentralörtliche Funktion nachgewiesen werden, die St. Andrä im Lavanttal zum Salzburger Zentrum des Lavanttales macht.

Dorfbeueren wird wahrscheinlich schon um 790 als "ecclesia ad Burion" erwähnt, gerät aber später in ein Filialverhältnis zur Pfarre von Lamprechtshausen. 6) Das Patronat hatte der Erzbischof von Salzburg inne. Bei der Inkorporation Dorfbeuerens in das Benediktinerstift Michaelbeueren von 1229 wird die Kirche noch als capella bezeichnet, erhält aber nun die volle Pfarrgewalt. Das Patronat geht an Michaelbeueren. Mit dieser Aufwertung der Kirche von Dorfbeueren zur Stiftspfarre können die baulichen Veränderungen in Zusammenhang gebracht werden. Eine gewisse Abhängigkeit von
Salzburg bleibt jedoch bestehen, da 1229 die Verpflichtung zu einer jährlichen Wallfahrt nach Salzburg erneuert wird.

Die beiden letzten romanischen Westturmkirchen der "Salzburger Gruppe" in Oberösterreich gehören zur Diözese Passau. Das Bistum Bamberg erhielt durch Kaiser Heinrich II. um 1007 Güter in Aspach, 1067 wird die Kirche von Aspach als Pfarre mit einem umfangreichen Sprengel erwähnt. 7) 1074 übergibt Bischof Herrmann von Passau die Besitzungen und den Pfarrsprengel von Aspach an das von Bischof Altmann gegründete
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Augustiner-Chorherrenstift St. Nikola in Passau.

Schalchen wird in einer Urkunde von 1143 unter jenen Pfarren genannt, die ihren Personalzehent an das passauische Kollegiatsstift Mattsee in Salzburg abzuliefern hatten. 8) Von 1212 ist ein "parrochianus de Schalch" urkundlich überliefert. Erst 1430 kommt es zur Verlegung der Pfarre nach Mattighofen und damit zur Filiation von Schalchen.

Die romanischen Westturmkirchen der "Salzburger Gruppe" haben als historische und besitzgeschichtliche Komponenten im 12. Jhdt. gemeinsam, daß sie alle mindestens den Rang von Pfarrkirchen bekleiden, an Orten höherer zentraler Ordnung nachzuweisen sind und unmittelbar mit dem Erzbistum oder dem Domkapitel von Salzburgin Verbindung stehen. Auch die dem Stift von St. Peter zugehörigen Ministerialen dürften eine Rolle gespielt haben. Die passauischen Pfarren von Aspach und Schalchen sowie Dorfbeueren sind von schlichterer Ausführung und blockhafter Geschlossenheit. Es liegt der Schluß nahe, die beiden passauischen Pfarren, welche nur allgemein ins 12. od. 13. Jhdt. zu datieren sind, erst mit Dorfbeueren ins 13. Jhdt. zu setzen. Den kirchenrechtlichen und besitzmäßigen Beziehungen zur salzburgischen od. passauischen Richtung steht damit eine zeitliche Abfolge der romanischen Westturmkirchen gegenüber. Das wesentliche gemeinsame Moment ist die Protektion oder Abhängigkeit dieser Bauten von geistlichen Institutionen. Die weltliche Herrschaft agiert als Lehensträger dieser Institutionen, der Landesherr spielt dabei keine Rolle.
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Künstlerisch nimmt die Entwicklung der Westturmkirche mit St. Peter und Nonnberg im 11. Jhdt. ihren Ausgang, geht dann im 12. Jhdt. auf die Salzburger Besitzungen über, wo-bei zunächst noch die Außengliederung mit geschoßweiser Durchfensterung der beiden Vorbilder beibehalten wird. Im 13. Jhdt. folgen die nichtsalzburgischen und passauischen Beispiele, deren Charakteristikum die geschlossene blockhafte Form ist. Außerdem sind nach dem 12. Jhdt. keine liturgischen Hochgeschosse mehr festzustellen.
Die "Niederösterreichische Gruppe"
Die meisten Westturmkirchen des 12. u. 13. Jhdts. in dieser Gruppe gehören dem schon von Salzburg her bekannten Typus des achsialen Fassadenturmes an. Die erste Variante, der
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geschlossene Typus, wird von Wien/St. Ruprecht (um 1130/40 und um 1160), Thunau (um 1140), Limberg (um 1140), St. Andrä an der Traisen (um 1160) und Stillfried a. d. March (12.Jhdt.) vertreten. Die zweite Variante, der Vorhallenturm, kann erst um 1200 in Petronell nachgewiesen werden, wenn das barocke Westportal einen romanischen Vorgänger ersetzt. Welcher der beiden Varianten die Piaristenkirche von Krems zuzurechnen ist, bleibt ungewiß. Wahrscheinlich war der Turm ursprüng-
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lich geschlossen und wurde in der Gotik durch ein Portal seitlich geöffnet. Erst an Westtürmen des 13. Jhdts. tritt in NÖ der offene Typus in vier Beispielen auf, doch werden,


wie die Pfarrkirche von Drösing (4. V. 13. Jhdt,) zeigt,   Taf. 27 weiterhin geschlossene Typen errichtet.

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